Port-au-Prince. Hurrikan "Matthew" ist mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 Kilometern pro Stunde auf den äußersten Osten von Kuba getroffen. "Wir haben Wellen von drei bis vier Metern Höhe. Außerdem heftigen Regen und leichte Überschwemmungen", sagte der Leiter des Zivilschutzes der Stadt Baracoa, Tony Matos, am Dienstagabend (Ortszeit).

Bäume stürzten um und Straßen wurden überschwemmt. Die kubanischen Behörden hatten die Bevölkerung in der Küstenregion allerdings bereits seit Tagen auf den Wirbelsturm vorbereitet. Rund 1,3 Millionen Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Die US-Streitkräfte zogen ihr nicht-essenzielles Personal von der Militärbasis Guantanamo ab.

Mehr als eine Million Menschen evakuiert

Vor der Ankunft des Hurrikans "Matthew" an der US-Küste hat die Regierung von South Carolina am Dienstag die Evakuierung von mehr als einer Million Menschen angeordnet. Gouverneurin Nikki Haley rief die Bevölkerung in sämtlichen Küstenabschnitten dazu auf, sich mindestens 160 Kilometer weit ins Inland zu begeben. Dies müsse ab Mittwochnachmittag geschehen. Der Wirbelsturm mit Windgeschwindigkeiten von 230 Kilometern pro Stunde ist der schwerste in der Region seit fast einem Jahrzehnt.

US-Präsident Barack Obama sagte eine für Mittwoch geplante
Wahlkampfveranstaltung in Florida ab. Er wollte sich stattdessen im
Hauptquartier der nationalen Katastrophenschutzbehörde FEMA über die
Vorbereitungen informieren.

Zuvor war "Matthew" über den Westen von Haiti und Teile der benachbarten Dominikanischen Republik hinweggezogen. Zahlreiche Straßen standen unter Wasser, Bäume und Strommasten knickten um. Die wichtigste Brücke zwischen Haitis Hauptstadt Port-au-Prince und den Departments im Süden stürzte ein. Häuser und Felder wurden beschädigt. Tausende suchten Schutz vor Wind und Regen. Vier Menschen kamen in Haiti ums Leben, wie der Radiosender Metropole berichtete. Auch in der Dominikanischen Republik wurden nach Angaben des örtlichen Zivilschutzes vier Personen getötet. Mehr als 20.000 Menschen mussten dort ihre Häuser verlassen.

In Haiti wurde mit schweren Schäden gerechnet. "Viele Regionen wurden stark gerodet. Der Hurrikan bringt mit bis 600 Millimeter pro Quadratmeter extreme Regenmengen mit, so dass neben Sturmschäden vor allem die Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen extrem hoch ist", sagte der Leiter der Auslandshilfe des Arbeiter-Samariter-Bunds (ABS), Carsten Stork.

In dem völlig verarmten Karibikstaat wurden nach Angaben der Vereinten Nationen 1.300 Notunterkünfte mit Kapazität für 340.000 Menschen eingerichtet. Allerdings sei fraglich, ob die Evakuierungszentren dem heftigen Sturm standhalten können. Die Europäische Union sagte 255.000 Euro Soforthilfe zu.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen warnte, mehr als vier Millionen Kinder könnten von den Auswirkungen von "Matthew" betroffen sein. "Das ist der schlimmste Sturm in Haiti seit Jahrzehnten und die Schäden werden zweifellos beträchtlich sein", sagte der örtliche UNICEF-Vertreter Marc Vincent. "Krankheiten wegen verschmutzten Wassers sind in vergleichbaren Situationen die größte Gefahr für Kinder", sagte er. "Unsere Priorität ist, die Versorgung der Kinder mit ausreichend sauberem Trinkwasser sicherzustellen."

Für kommenden Sonntag sind in Haiti Präsidentenwahlen angesetzt. Sollte die Abstimmung wegen des Hurrikans abgesagt werden, sind Unruhen zu befürchten. Haiti ist politisch äußerst instabil, das Ergebnis der jüngsten Wahl wurde wegen Manipulationsvorwürfen annulliert.