Wien. Mehr Gäste, mehr Nächtigungen, mehr Umsatz: Der Tourismus in Wien knackte auch 2018 Rekorde. 16,5 Millionen Gästenächtigungen wurden 2018 verzeichnet - das ist ein Plus von 6,3 Prozent gegenüber 2017. Von einem "fulminanten" Jahresergebnis sprach Norbert Kettner, der Tourismusdirektor der Stadt Wien, bei der Präsentation der Ergebnisse am Mittwoch. Der Dezember 2018 sei gar eine "Sensation" gewesen, sagte der Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke. Mit 1,63 Millionen Nächtigungen gab es im Vormonat um 15,8 Prozent mehr als noch im Dezember 2017.

Für die Zahlen seien unter anderem das ausgezeichnete Kongressjahr und die EU-Ratspräsidentschaft Österreichs verantwortlich, sagte Kettner. In allen wichtigen Herkunftsmärkten gab es Zuwächse. Rückgänge wurden nur bei brasilianischen und türkischen Touristen festgestellt.

Weitere Rekorde sollen nun fallen. Die Tourismusdichte liege mit rund acht Gästenächtigungen pro Einwohner im europäischen Durchschnitt, sagte Kettner: "Da ist noch Luft nach oben." Bis 2020 soll es 18 Millionen Nächtigungen in Wien geben.

Tagestouristen nicht miteingerechnet

Die Zahl der Gäste liegt noch höher als in der Statistik angegeben: Tagestouristen, die etwa mit dem Schiff oder Bus anreisen, wurden nicht erfasst. Schätzungen, wie viele es gibt, sind nicht vorhanden. Vereinzelte Zahlen deuten aber darauf hin, dass auch dieses Segment boomt: 2007 wurden am Hafen Wien bei der Reichsbrücke 196.000 Gäste von Flusskreuzschiffen gezählt. 2017 lag man bereits bei 345.000 Passagieren.

Übernachtungen, die über Online-Plattformen wie Airnb gebucht wurden, finden sich nur teils in der Statistik wieder. Nämlich dann, wenn der Unterkunftgeber die Ortstaxe, ein Prozentsatz des Nächtigungspreises, an die Stadt abführt.

Wie viele Betreiber ihre Betten schwarz zur Verfügung stellen: Auch dazu gibt es keine Schätzungen. Laut Wientourismus hat sich die Anzahl der Ortstaxenkonten im Bereich "Privatzimmervermieter" in den vergangenen Jahren aber vervierfacht: Im Februar 2016 sind es noch 612 gewesen, nun werden 2394 Konten gezählt. Wientourismus führt den Anstieg auch auf Informationskampagnen der Stadt zurück.

Bei manchen Anrainern in der Innenstadt regt sich angesichts des Massentourismus aber bereits der Unmut. Die Kärntner Straße könne nur noch im Slalomlauf durchschlichen werden, Souvenirgeschäfte gebe es immer mehr, eine "ramschige Atmosphäre" mache sich zunehmend breit, klagen Bewohner - die "Wiener Zeitung" berichtete.

Nächtigungsumsatz stieg besonders stark

Der Tourismus genieße in der Wiener Bevölkerung eine hohe Zustimmung, sagten Kettner und Hanke. Sie verwiesen auf eine Online-Befragung, bei der 94 Prozent angaben, dass der Tourismus positiv für Wien sei. Bei der Umfrage wurden 3650 Wiener vom Marktforschungsunternehmen Manova online befragt. Anhand des gestiegenen Nächtigungsumsatzes zeige sich auch, dass Wien eine "Premium-Destination" sei, sagte Kettner. Bisher liegen die Zahlen von Jänner bis November 2018 vor: Demnach stieg der Umsatz der Hotelleriebetriebe prozentuell doppelt so stark wie die Anzahl der Gästenächtigungen: Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017 erhöhte er sich um 11,8 Prozent auf 793 Millionen Euro.

Billigere Kategorien würden durch Airbnb & Co unter Druck geraten, während Vier- und Fünf-Sterne-Hotels gefragt seien, so Kettner. Chinesische Touristen etwa - eine Gästegruppe, die in den vergangenen Jahren besonders stark zugenommen - haben zu 78 Prozent in Vier- und Fünf-Sterne-Hotels übernachtet. Bei den Japanern waren es 84 Prozent.

"Der Umsatz pro verfügbarem Zimmer war in Wien im internationalen Vergleich bisher eher im Mittelfeld", sagte Vladimir Preveden, Managing Partner beim Beratungsunternehmen Roland Berger, zur "Wiener Zeitung". Er sieht in diesem Bereich auch weiterhin "Luft nach oben."

Roland Berger hat in der "European City Tourism Study 2018" 52 europäische Städte auf ihre Tourismusentwicklung untersucht und verglichen. Laut der Studie ist der Tourismus in Wien "gesund". In Wien sei daher auch noch ein "moderates Nächtigungswachstum" vertragbar, meint Preveden. "Das Wichtigste ist dabei, dass man einen ehrlichen Dialog mit der Bevölkerung sucht. Denn oft werden Tourismusstrategien ohne die Einwohner gemacht."