
Trennungen spielen aber nicht nur in der Küche oder in der Politik eine Rolle, wie Gruber zu berichten weiß. "Da können wir noch intimer werden." Hier vergleicht der Experimentalphysiker die klassische Mann-Frau-Beziehung mit Atomkern und Elektron.
Das sei so wie in einer Beziehung: Man versuche ständig, die Energie zu minimieren, was auch der Grund dafür sei, dass Paare nach einer Zeit ihre Einzelhaushalte auflösen, um sich einen gemeinsamen Haushalt zu schaffen. Das sei energetisch viel effizienter und billiger. "Bei einem Streit nimmt aber das Elektron eine weitere Position zum Proton ein. Und wenn der Streit vorbei ist, kommen sich beide wieder energetisch näher."
Es könne aber auch hier zu einer fundamentalen Trennung kommen - in der Physik spricht man hier von einer Ionisation. "Das heißt, es gibt eine Mindestenergie, wenn man dazu bereit ist, eine Bindung aufzugeben. Und dann beginnt das Elektron, sich vom Atomkern zu verabschieden, das Proton reist alleine durchs Universum und beide suchen sich neue Bindungspartner."
Genauso wie die Menschen sind laut Gruber auch Atome soziale Wesen - sie versuchen mit anderen Atomen ("mit Ausnahme der Edelgase, sind so etwas wie die Einsiedler unter den Elementen") eine Bindung einzugehen. Also Eisen zu Eisenatomen, Stickstoff zu Stickstoffatomen usw.
Durchaus mit einem Swingerclub zu vergleichen
"Und dieses Elektron - man könnte das durchaus mit einem Swingerclub vergleichen - wandert von einem Atomkern zum anderen, schwingt hin und her, das führt dazu, dass die Atomkerne näherkommen, als sie es normalerweise tun, und es bilden sich Festkörper", so Gruber. Wenn man also ein Stück Kreide zerbricht, dann werden Atombindungen zerstört. "Oder wenn man ein Glas zerbricht, mag das vielleicht Unglück bringen oder auch Glück. Tatsächlich habe ich aber eine Bindung aufgelöst. Ich habe auf atomarem Niveau dazu beigetragen, dass sich ein Elektron entscheiden muss, zu welchem Atomkern es geht. Und das ist schon wieder wie mit dem Brexit: Bin ich Brexiteer oder bin ich dagegen."