Nach der Entstehung der Pfarrgemeinderäte seien diese unter Erzbischof Hans-Hermann Groer massiv zurückgestutzt worden, sagt Koren. Erst in den 1990ern unter Christoph Schönborn habe es eine echte Aufwertung gegeben, "das war dann eine neue Zusammenarbeit zwischen Pfarrer und Gemeinde". Das Miteinander, das heute in vielen Pfarrgemeinden gelebt werde, sei inzwischen "eine unbedingte Notwendigkeit", meint Koren. "Ich habe in unserer Pfarre immer gesagt: Der Pfarrer geht, aber die Gemeinde bleibt. Ich habe auch die persönliche Erfahrung gemacht: Je mehr ich der Pfarrgemeinde Freiheit gelassen habe, desto mehr ist geworden."
Er warnt freilich davor, in der Kirche zu viel Verantwortung auf die Ehrenamtlichen abzuwälzen: "Die Hauptamtlichen haben ihnen Stütze zu sein und hinter ihnen zu stehen." Ehrenamtliches Engagement neben einem Brotberuf sei keine Selbstverständlichkeit und müsse wertgeschätzt werden. Erstkommunion und Firmvorbereitung werden heute in vielen Gemeinden von Laien getragen - früher waren dafür die Kapläne zuständig, "die es jetzt oft gar nicht mehr gibt; früher war es selbstverständlich, dass ein Kaplan auch Religionslehrer war".
Ständige Diakone ab 1970 waren "ein wichtiger Schritt"
Ein wichtiger erster Schritt war aus seiner Sicht die Weihe der ersten neun Ständigen Diakone (im Unterschied zu Diakonen als Vorstufe zum Priesteramt) durch Kardinal Franz König im Dezember 1970: "Die Diakonenausbildung ist ganz großartig geworden und heute intensiver, als damals manche Priesterausbildung war."
Aktuell durchläuft die Erzdiözese erneut eine große Strukturreform mit Pfarrfusionen. Koren ist hier zwiegespalten: "Vom Ansatz her ist es eine gute Idee, Seelsorgeräume zu verbinden. Ich weiß aber nicht, ob es eine gute Idee war, die Pfarren aufzulösen, vor allem auf dem Land, das ohnehin schon so weiträumig ist." Das Hauptproblem des Priestermangels könne die Strukturreform nicht lösen, meint er. Hier heißt es ja mitunter, es gebe im Verhältnis zur Katholikenzahl ohnehin nicht weniger Priester als früher. Oder überspitzt formuliert: "Es herrscht kein Priestermangel, sondern ein Gläubigenmangel." Koren hält dem entgegen: "Da muss ich mich als Priester fragen: Was haben wir zum Gläubigenmangel beigetragen?"
Würde er selbst in der aktuellen Situation noch einmal Priester werden wollen? "Ich war immer gern Priester. Es war eine sehr erfüllte Zeit. Aber ich würde es mir heute genauer überlegen."