Wien. Ein gut aussehender, braun gebrannter Mann mit einem flotten Kapperl und einer dunklen Sonnenbrille im Gesicht. Er sitzt den ganzen Tag gemütlich auf einem Sessel und wird permanent von hübschen Frauen angequatscht. So stellt man sich den klassischen Bademeister vor.
Leon aus dem Strandbad Alte Donau hatte eine ähnliche Vorstellung von diesem Beruf, bevor er seinen Job als Bademeister vor sieben Jahren antrat. Entspannt sitzt er unter einem Schirm nahe dem Donauufer, blaue Shorts, ein weißes Shirt, Kapperl und eine Sonnenbrille tragend. Von seiner Position aus hat er alles im Blick.
Doch so gemütlich, wie man sich das vorstelle, sei sein Beruf nicht, sagt er: "Wir sind Retter, Sanitäter, Reinigungskräfte, Gärtner, Seelsorger, Pädagogen, Psychologen und vieles mehr." Leon arbeitet 40 Stunden pro Woche und muss im Wasser und am Land für Ordnung und Sicherheit sorgen. Häufig würden Badegäste mit Wunden, Bienenstichen, Kreislaufproblemen und Sonnenstichen zu ihm kommen, so Leon.
Auch das Schwimmverhalten der Badegäste beobachtet er genau, um gute und schlechte Schwimmer und Nichtschwimmer zu unterscheiden. Besondere Blickfänge sind für Leon Schwimmflügerl. Kleinkinder zählt er beispielsweise zu potenziellen Unfallopfern.
Tauchen und Längenschwimmen
Auf der anderen Seite des Schwimmbeckens sitzt Thomas. Er ist erst seit zwei Tagen im Strandbad Alte Donau als Bademeister tätig. Davor war er in Klosterneuburg in einem Freibad angestellt. Er hat den Retterschein gemacht, den man im Strandbad braucht, um als Bademeister zu arbeiten. Dieser Schein sei nicht in allen Bädern erforderlich, sagt Thomas.
Jeder Bademeister in den städtischen Bädern müsse eine "Bassinaufseherprüfung" machen, heißt es seitens der MA 44 (Wiener Bäder). "Wir machen unsere eigenen Prüfungen, die aber sehr an den Retterschein angelehnt sind", erklärt ein Sprecher der MA 44. Bei der Prüfung muss der Bewerber unter anderem tauchen und Ziegelsteine aus dem Pool holen, auch Längenschwimmen gehört dazu.
"Das muss man einfach ignorieren"
Frauen haben als Bademeisterinnen teils einen schweren Stand, berichtet eine Mitarbeiterin in einem Wiener Bad. Sie müsse sich täglich Kommentare von männlichen Besuchern anhören, schildert sie. Das müsse man dann einfach ignorieren und gelassen nehmen. Auch würden Kollegen sie vielfach als Reinigungskraft einteilen wollen, anstatt ihr körperliche Aufgaben zu geben.
Im Kongressbad in Ottakring ist viel los. Das Thermometer zeigt 30 Grad. Zig Kinder kreischen und toben voller Übermut im Wasser. Die Bademeister haben ihre Trillerpfeifen zwischen die Lippen gepresst und müssen an so einem heißen Tag besonders gut aufpassen. Eine junge Mutter mit zwei Kleinkindern findet, die Bademeister seien teilweise schon fast ein wenig zu streng.
Zwei Pensionistinnen haben es sich weiter weg von dem Trubel unter einem Baum gemütlich gemacht. Sie liegen dort auf Liegestühlen im Schatten. Sie sind Stammkunden, weil sie in der Nähe wohnen. Direkt an den Becken wollen die beiden nicht liegen, weil es dort meistens sehr rund hergehe und sie die Ruhe bevorzugen.
So ruhig wie früher geht es auch bei Bademeistern nicht mehr zu. Denn einst habe das Geld der Sommersaison für das ganze Jahr ausgereicht, schildern sie. Leon aus dem Strandbad Alte Donau beispielsweise muss jetzt die Wintermonate bis zur nächsten Badesaison als Schwimmlehrer überbrücken.