Wien. Für 240.000 Kinder und Jugendliche beginnt kommende Woche wieder die Schule. 129.000 davon - also mehr als die Hälfte - leben in einkommensarmen Familien. Besonders für jene Haushalte, die die Mindestsicherung beziehen, ist der Schulanfang der Kinder nur mit einer finanziellen Unterstützung tragbar, denn: Eine mit den notwendigen Materialien gefüllte Schultasche kostet durchschnittlich an die 250 Euro. Je höher die Schulstufe, desto teurer der Einkauf - da teilweise auch ein Computer oder Laptop angeschafft werden muss. Somit stehen viele Familien nicht nur vor einem neuen Schuljahr, sondern auch vor einem für sie großen finanziellen Aufwand.

Finanzielle Unterstützung für arme Familien

Für diese Familien gibt es am Schulanfang Unterstützung vom Roten Kreuz, der Caritas und dem Sozialministerium. In den Wiener "carlas", den Second-Hand-Läden der Caritas, können preisgünstige Schulartikel erworben werden. Stifte ab zehn Cent, Schultaschen ab fünf Euro, aber auch Schreibtische und Kinderbekleidung können dort günstig ergattert werden. Die Nachfrage ist jedoch erfahrungsgemäß meist höher als das Angebot, weshalb gut erhaltene Schulsachen weiterhin gesucht werden.

Das Sozialministerium und das Rote Kreuz verteilen bereits zum fünften Mal Schulstartpakete. Heuer sind mehr als 30.200 Schüler bezugsberechtigt. Die Verteilung hat bereits an drei Stellen, im 7., 21. und 23. Bezirk, begonnen und wird noch bis 13. September geöffnet sein. Der Andrang ist groß. In Wien wurden bereits über 23.900 Pakete ausgehändigt.

"Speziell Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher profitieren von diesen hochwertigen Sachleistungen", sagte Bundesministerin Brigitte Zarfl. Im Vorjahr nahmen 80 Prozent aller Bezugsberechtigten ein Hilfspaket in Anspruch.

Insgesamt gibt es neun Pakete, befüllt etwa mit Malstiften, Blöcken, Zirkeln - passend für jede Schulstufe. Einkommensschwache Familien bekommen von der Landesregierung ein Antragsformular mit einem Gutschein automatisch zugeschickt. Von den verschiedenen Startpaketen kann dann eines im Wert von je 70 Euro ausgewählt werden. Zum anderen gibt es auch eine Schulstartaktion der Volkshilfe und des Schreibwarengeschäfts Libro in Form von Gutscheinen.

Sobald die Anschaffung eines Computers ansteht, wird es noch einmal teuer. Der Ausbau von Computerklassen - also jenen, die den Unterricht mit PCs und Laptops gestalten - wird in Wien vorangetrieben und damit auch der WLAN-Ausbau an Pflichtschulen. Dieser hat bereits im Sommer gestartet und soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Das Projekt dazu "Schule Digital" soll insgesamt 40 Millionen Euro an Investitionen mit sich bringen. Insgesamt werden 126 von 710 Schulen in Wien von diesem Projekt profitieren.

Die Schülervertretung begrüßt die neuen Maßnahmen, weil "die Digitalisierung in jedem Bereich des Alltags ist, und demnach muss man die Schüler schon darauf vorbereiten", sagt Landesschulsprecherin Jennifer Uzodike. Die Infrastruktur in den Schulen müsse demnach aber erst ausgebaut werden, damit dieser Fortschritt dann überhaupt funktionieren kann.

Sponsoren für die Anschaffung von Laptops

Computer oder Laptops sollen aber von den Schulen zur Verfügung gestellt werden, damit die Eltern finanziell entlastet werden. Diese werden von Elternvereinen oder Sponsoren finanziert.

Einschlägigen Studien zufolge, steigert das Lernen mit digitalen Medien, durch vielfältige aber auch spielerische Zugänge, die Freude und Motivation am Lernprozess. Computer oder Tablets können zudem das Lernen wesentlich vereinfachen. Diese allein würden für den Lernerfolg aber nicht ausreichen, so Bildungsdirektor Heinrich Himmer. "Es muss eine Person geben, die die digitalen Inhalte transferiert. Der Pädagoge dabei ist entscheidend." Diese Methode des "neuen Lernens" ist aber noch eine Seltenheit.