Krieger, Mutanten, Superhelden, Hobbits, Orks, Zwerge, Elfen, Drachen, Außerirdische, Hexen. Ein Zombie im Bus. Und Sailor Moon am Würstelstand. Am kommenden Wochenende wird sich das Grätzel um die Messe Wien im 2. Bezirk in eine bizarre Comic-Science-Fiction-Fantasy-Superhelden-Märchen-Welt verwandeln. Gustav Peichls schlichtes Messe-Gebäude mit dem charakteristisch zylindrischen Turm gehört für zwei Tage den Cosplayern, Comic-Fans und Serien-Junkies. Mit der Wiener Comic Con gastiert die größte Comic-Messe des Landes am 23. und 24. November am Rande des Praters.

Dabei feiert sie heuer ein kleines Jubiläum. Die "Vienna Comic Con" wird fünf Jahre alt. Im Vorjahr kamen laut Veranstalter rund 26.500 Besucher. Die Beliebtheit der Messe spiegelt den Siegeszug von Comics des vergangenen Jahrzehnts wider. Vom Nischenprodukt für Kinder und Freaks sind Comics längst im Mainstream angekommen. Hollywood setzt die Geschichten von Superhelden wie Iron Man, Superman, Batman, Aquaman, Spider-Man, Captain America, Hulk oder Daredevil als Blockbuster um. Sie flimmern inflationär über die Kinoleinwand. Auch in Fernsehserien finden Comics ihren erfolgreichen Ausdruck. "Watchmen" basiert genauso auf einem Comic wie "The Walking Dead" oder "Iron Fist".

Der Neuerfinder Batmans

Der Comic-Boom wird auch an diesem Wochenende die Messe füllen. Die beachtliche Gästeliste an Stars wird ihr Übriges tun. Sie ist breit gefächert. Denn die Genres, die die Messe abdeckt, sind vielfältig. So reicht sie von "Herr der Ringe"-Darsteller Sean Austin über Schauspieler Steven Seagal bis hin zum Kinderbuchautor Thomas Brezina. Aus dem Promi-Pulk hebt sich jedoch einer besonders hervor.

Frank Miller ist ein Superstar der Comic-Szene. Miller war von Kindesalter von Comics begeistert. "Sie zogen mich an, weil ich mit bloßen Händen selbst welche anfertigen konnte", erklärt der 62-Jährige die Faszination. "Comics wurden zu einer lebenslangen Beziehung. Natürlich hat sich im Laufe der Jahre einiges verändert, aber die Arbeit an Comics macht mir immer Freude."

Seine Karriere begann der Amerikaner beim US-amerikanischen Comicverlag Marvel. Der große Durchbruch gelang ihm, als ihm die Serie "Daredevil" überantwortet wurde. Miller gestaltete Figur und Abenteuer düsterer und ernst. In der Szene ist er aber vor allem für seine Transformation von Batman bekannt.

Denn Miller verwandelte Batman in den 1980er-Jahren vom platten Weltverbesserer in einen alternden, gewalttätigen Ordnungshüter, der mit sich selbst ringt. Durch seine Feder wurde Batman zum vielschichtigen Charakter. Die Transformation fand in der Graphic Novel "Batman - The Dark Knight Returns" statt. Sie revolutionierte das Genre. Jahre später sollten sie außerdem die Batman-Filme des Regisseurs Christopher Nolan mit Christian Bale als rachsüchtige Fledermaus maßgeblich beeinflussen.

Cosplayer und Zocker

Millers dunkle Comicreihe "Sin City" war ein nicht minderer Streich. Im Film-Noir-Stil schleichen finstere Gestalten über die Seiten. Die Geschichten handeln von Prostitution, Glücksspiel, Verbrechen und Gewalt in der fiktiven Stadt Basin City. 2005 adaptiere Robert Rodriguez die Geschichte für die Kinoleinwand. Miller wird im Abspann neben Rodriguez als Regisseur genannt.

Neben Stargästen aus der Entertainment- und Comic-Welt ist die "Vienna Comic Con" für ihre Cosplay-Schiene bekannt. Beim Cosplay verkleiden sich Fans als Figuren aus Mangas, Animes, Filmen und Videospielen möglichst detailgetreu. Die Cosplay-Welle schwappte Ende der 1990er-Jahre von Japan nach Europa. Auf die Comic Con in Wien kommt etwa Cosplay-Model Nana Kuronoma. Perücken-Spezialistin Hidory Hope reist aus der russischen Stadt Woronesch an, Nikita Cosplay aus Frankreich mit Spezialgebiet Disney-Figuren ist ebenso angesagt, wie die Influencerin Anni The Duck aus Deutschland. Beim - laut Veranstalter - prestigeträchtigsten Cosplay-Contest in ganz Zentral- und Ost-Europa werden am Wochenende in Wien die ausgefallenen Kostüme prämiert.

Selbstverständlich wird auf der Comic Con auch gezockt werden. Schließlich gehören Videospiele genauso zum Comic-Genre dazu. Die besten Spieler des Videospiels "Super Smash Bros." treten gegeneinander an. Es geht um ein Preisgeld von 8000 Euro. Beim eSoccer Cup duellieren sich die "FIFA"-Spieler um ein Preisgeld von 2500 Euro.

Spätestens am Montag werden die grellen Farben des Pop-Events dem schnöden Wiener Herbst weichen. Dann gehen Sailor Moon, Chewbacca und Superman heim. Und im Grätzel um die Messe Wien kehrt wieder Ruhe ein.(wint)