Es ist rund 60 Jahre her, dass ein heimischer Fußballer den damals besten brasilianischen Verein mitsamt seinem Jungstar Pelé richtiggehend "schwindlig" spielte. Der österreichische Spieler hieß Erich Hof (1936 bis 1995), und sein Verein war der Wiener Sport-Club.

Historische Begegnung 1959 in Wien: Erich Hof mit Superstar Pelé. - © privat/Erwin Hof
Historische Begegnung 1959 in Wien: Erich Hof mit Superstar Pelé. - © privat/Erwin Hof

1959 kam der damals erst 17-jährige Pelé mit seinem FC Santos nach Wien. Er galt und gilt für viele bis heute als bester Fußballer aller Zeiten. Brasilien hatte mit ihm ein Jahr zuvor erstmals die Fußball-WM gewonnen. Auf ihrer Europa-Reise "putzten" die Ballzauberer aus Rio de Janeiro vor ihrem Auftritt im Wiener Stadion in 15 ungeschlagenen Spielen Vereine wie Inter Mailand und FC Barcelona so richtig vom Platz. Aber in Wien sollte sie ihren Meister finden. Und zwar im damals frisch gekürten österreichischen Meister Wiener Sport-Club und seinem Meistermacher Erich Hof. Nach 15 Minuten versenkte dieser das erste Mal die Kugel im Tor des FC Santos. Zwei weitere Treffer sollten noch folgen. Pelé blieb nach der ersten Halbzeit entnervt in der Kabine. Hof hatte ihm im Rahmen des siegreichen 3:0 jegliche Show gestohlen.

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Die Dornbacher hatten in diesem Jahr ihren großen Lauf. Nicht nur, dass sie zum zweiten Mal hintereinander Meisterschaft und Cup gewonnen hatten. Es war auch die Saison mit dem legendär gewordenen 7:0 des Sport-Club über Juventus Turin, mit dem die Italiener aus dem Europacup gekickt wurden. Auch da hatte Erich Hof zwei Tore beigesteuert. Aus Aberglauben trug der an sich traditionell schwarz-weiß gekleidete Sport-Club auch gegen die Brasilianer die rot-schwarzen Dressen des Juventus-Spiels. Er fuhr offenbar gut damit.

Der Dornbacher Erich Hof galt zeitlebens als einer der kreativsten österreichischen Fußballer. Durch seinen Spielwitz ging er auch als Goalgetter im Nationalteam in die Annalen ein.

1961 bezeichnete ihn der bei älteren Semestern noch gut bekannte Radioreporter György Szepesi aus Budapest bei einer Übertragung von Ungarn gegen Österreich euphorisch "als besten Fußballer der Welt". Im Zeitraum 1957 bis 1968 schoß Hof in 37 Länderspielen für Österreich 28 Tore. Hof war mit seiner kreativen Technik der wohl populärste Spieler und so etwas wie eine Seele des Vereins in der nunmehr 126 Jahre währenden Geschichte des Wiener Sport-Clubs. Schon bei seinem Debüt 1954 schoss er nach sechs Minuten gegen den WAC (Wiener Athletiker Club - nicht zu verwechseln mit dem heutigen Wolfsberger Verein) sein erstes Meisterschaftstor.

Über vierzig Spiele lang blieb der Sport-Club damals ungeschlagen. Hof wurde einmal Torschützenkönig und so endgültig zur Legende. 1968 beendet eine Knieverletzung seine aktive Karriere. Als Trainer (u. a. des Sport-Club und der Austria) feierte er noch große Erfolge. Von 1982 bis 1984 coachte er die österreichische Nationalmannschaft.

Der Fußballheld starb mit 58 Jahren an einer heimtückischen Krebserkrankung. Seinen Fans ist er unvergessen. Eine Gedenktafel findet sich an seinem Wohnhaus in der Hernalser Hauptstraße 214. Sein Verein, der Wiener Sport-Club, spielt heute in der Regionalliga-Ost. Derzeit überwintern die Schwarz-Weißen auf Platz vier.