Österreichs Fußball-Nationalteam von 1954 wird manchmal mit dem "Wunderteam" verwechselt. Doch dieses feierte in den 30er-Jahren seine großen Erfolge. Eine Wundermannschaft war das Team von 1954 aber allemal. Schließlich sollte es den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft erringen. Das ist bis heute der größte Erfolg der heimischen Fußballgeschichte.

Zwei Zentralgestalten des Teams sind diese Woche im Abstand von 36 Stunden verstorben: Alfred Körner (93), so etwas wie die Fleischwerdung einer in Wien als "Religion" bezeichneten Rapid-Idee, starb in der Nacht auf Donnerstag in Wien. Eineinhalb Tage davor war Theodor "Turl" Wagner (92) in Mödling verschieden. Er war eine lebende Legende und "der" Schlüsselspieler beim Ur-Meidlinger Verein "Wacker" gewesen. Dieser große Wiener Klub musste schon 1971 in einer Fusion mit Admira ("Admira Wacker") das Zeitliche segnen.

Auf Vereinsebene kreuzten beide als Stürmer oft die Klingen - mit wechselndem Spiel-Erfolg. Die bedeutendste Begegnung dabei dürfte wohl das rein österreichische Zentropacup-Finale 1951 gewesen sein. Dieses konnten damals Körner und Rapid für sich entscheiden. Wichtigster Mitspieler für Alfred Körner war sein Bruder Robert. Das Brüderpaar bei Rapid und an der Front des Nationalteams war wohl das erfolgreichste in der heimischen Fußballgeschichte.
Körner I und Körner II bildeten gemeinsam mit Turl Wagner den Kern jener Nationalmannschaft von 1954, dem unter anderen Ernst Happel, Ernst Ocwirk, Gerhard Hanappi, Karl Koller, Karl Stotz, Robert Dienst und Ernst Stojaspal angehörten. Heute ist aus diesem genialen Kader noch der 90-jährige Lask-Spieler Alfred Teinitzer am Leben. Der musste allerdings damals auf der Reservebank sitzen bleiben.
Bei der sogenannten "Hitzeschlacht von Lausanne" am 26. Mai 1954 sollte dieses Team ein berühmt gewordenes Weltmeisterstück liefern. Bei über 40 Grad ging es gegen die Schweiz ins Viertelfinale. Teamtormann Kurt Schmied von der Vienna bekam bald einen Sonnenstich, und Österreich lag so rasch 0:3 im Rückstand. Ein Spielerwechsel war nach damaligen Reglement noch nicht möglich. Also wurde der im Bewusstsein gestörte Tormann mit Umschlägen versorgt und von seinen Teamkollegen mit Zurufen zwischen den Torstangen "ferngesteuert". Kurt Schmied konnte sich niemals mehr an seine Teilhabe bei folgendem Erfolg erinnern. Denn im hochdramatischen und bis heute trefferreichsten Spiel einer Weltmeisterschaft wurden die Eidgenossen in einer Aufholjagd mit 7:5 besiegt. Dabei schossen Wagner drei und Alfred Körner zwei Tore.
Das ausgelaugte Team - diesmal mit "Tiger" Walter Zeman im Tor - streckte im Halbfinale gegen Deutschland mit 1:6 seine Wiener "Patsch’n". Beim anschließenden kleinen Finale fehlte Alfred Körner verletzungsbedingt. Turl Wagner aber war beim 3:1-Sieg gegen Uruguay mit dabei.
Bei der Rückkehr nach Wien verließen Happel und Zeman in St. Pölten aus Angst vorzeitig die Mannschaft. Man hatte ihnen Bestechung beim Deutschland-Match unterstellt. So versäumten sie einen triumphalen Empfang am Wiener Westbahnhof.
Die an martialischen "Schlachten" reiche WM in der Schweiz endete mit dem "Wunder von Bern": Deutschland besiegte den Favoriten Ungarn überraschend und glücklich 3:2. Das "Pech" der damals wohl besten Mannschaft der Welt rund um die Legende Ferenc Puskás wurde für Österreichs Fußball-"Erzfeind" Ungarn zur traumatisierenden und prägenden Niederlage. Das "Goldene Team" zerfiel. Nie wieder sollte der ungarische Fußball ähnliche Höhen erreichen.