Wien. Die Bevölkerung ist aufgerufen, zuhause zu bleiben. Doch was, wenn man kein Zuhause hat? Da obdachlose Menschen von Ausgehbeschränkungen noch stärker betroffen sind, öffnet die Stadt Wien ihre Notschlafstellen ab Mittwoch auch tagsüber, wie die "Wiener Zeitung" aus dem Büro von Sozialstadtrat Peter Hacker erfuhr. Details will die Stadt Wien am Mittwoch bekannt geben.
Caritas und Rotes Kreuz, die in Wien und Niederösterreich 15 Tonnen Lebensmittel pro Woche verteilt, kann dieses Angebot derzeit nicht aufrechterhalten, da die meisten Freiwilligen zur Risikogruppe zählen. In Wien betrifft das zumindest 17 Standorte. Die Caritas hat daher die jüngere Bevölkerung zur Unterstützung aufgerufen, woraufhin sich über tausend Menschen gemeldet haben.
"Wir stehen vor großen Herausforderungen und arbeiten in einem massiven Krisenmodus, wollen den Notbetrieb aber so rasch wie möglich wieder hochfahren, was gelingen wird", sagt Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner. Menschen, die nicht zur Risikogruppe gehören, können sich zur Freiwilligenarbeit melden.
Auch die VinziWerke in Wien und Graz appellieren an die Öffentlichkeit. Gebraucht werden vor allem Einkaufsdienste oder gekochtes Essen, das vorbeigebracht wird. Die Vinzi-Sozialmärkte bleiben geöffnet. Das Häferl, eine Einrichtung der Diakonie, bittet um Lebensmittelspenden, um die tägliche Versorgung für 250 bedürftige Menschen aufrecht erhalten zu können.
Auch "Augustin" betroffen
Auch bei der Straßenzeitung "Augustin" spürt man die Ausgangsbeschränkungen. "Wir bekommen viele Anrufe von Verkäufern", so Sprecherin Eva Rohrmoser. Um Leser und Verkäufer zu schützen, habe man bei der Zeitungsausgabe "höchste Vorsichtsmaßnahmen getroffen". Kolporteuren, die aufgrund ihres Alters oder diverser Vorerkrankungen zur Risikogruppe gehören, wird empfohlen, auf den Verkauf zu verzichten. Die Straßenzeitung, die von Obdachlosen, Langzeitarbeitslosen und Asylwerbern vertrieben wird, setzt nun auf digitalen Verkauf, Crowdfunding und Print-Abos, die per Post zugestellt werden.
Medizinische Versorgung von Obdachlosen ist besonders in Zeiten von Corona wichtig. "Unsere Ärzte leisten einen zentralen Beitrag, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen", so Daniela Unterholzner, Chefin des Neunerhauses. Auch das Neunerhaus-Gesundheitszentrum und deren Ärzte, die in 27 Standorten der Wohnungslosenhilfe arbeiten, sind auf Spenden angewiesen.