Seit 14. April gilt in allen Öffis die Tragepflicht von Mund-Nasen-Schutz. Die Wiener Linien haben nun einen Schritt gesetzt, Verstöße auch selbst exekutieren zu können. Konkret wurde die Bestimmung in die Beförderungsbedingungen aufgenommen. Hält sich ein Fahrgast nicht daran, kann ihm künftig die Mitfahrt verwehrt werden. Ist jemand ohne entsprechenden Schutz unterwegs, dann gilt dies als "Ausschlussgrund für die Fahrt", so die Wiener Linien. Damit können nicht-kooperative Gäste von der Mitfahrt ausgeschlossen werden, wie Geschäftsführerin Alexandra Reinagl am Mittwoch gegenüber der "Presse" erklärte. Derzeit müsste man in so einem Fall warten, bis die Polizei komme. Wobei sie auch hinzufügte, dass die Erfahrungen, was das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes unter den Mitfahrenden anbelangt, bis dato gut seien: "Die Fahrgäste halten sich bis auf ganz wenige Ausnahmen daran."

Das Tragen von Masken sei deswegen wichtig, da mit den Lockerungen wohl auch die Zahl der Öffi-Nutzer wieder steigen werde. Dann sei der empfohlene Abstand zwischen den einzelnen Menschen in den Fahrzeugen nicht mehr einzuhalten: "Spätestens, wenn die Schulen wieder aufmachen, gibt es ein Problem. Das ist dann einfach nicht durchführbar. Man hat keinen Meter Abstand, wenn man im Bus oder in der U-Bahn in der Rush-Hour fährt", so Reinagl. Gültig ist die Regelung übrigens in der U-Bahn-Station ab dem Entwerter.

"Manches aus der Pressekonferenz erfahren"

Kritik übte die Geschäftsführerin im Interview am Vorgehen der Bundesregierung - wobei alles "mitgetragen" wurde, wie sie betonte. Aber: "Schwierig war es manchmal, weil wir manches aus der Pressekonferenz erfahren haben." Beim gesellschaftlichen Wiederhochfahren wünscht sie sich, "dass wir rechtzeitig Sicherheit bekommen". Es würde 7 bis 13 Tage dauern, bis bei den Verkehrsbetrieben alles wieder auf 100 Prozent hochgefahren sei. Ein Ziel ist, die morgendliche Rush-Hour etwas abzuflachen. Eventuell sei zu überlegen, ob Schulen, die entlang derselben Buslinie liegen, ihren Unterrichtsbeginn in Fünf- bis Zehn-Minuten-Abständen staffeln könnten. "Das fordern wir eh schon lange, aber jetzt ist ein Zeitfenster, wo man dafür vielleicht noch mehr Verständnis bekommt."

Tickets online oder an Automaten kaufen

Um dem Sicherheitsgefühl der Fahrgäste und auch der Öffi-Angestellten entgegenzukommen, hat das Infrastrukturministerium unter Einbindung der Gewerkschaft vida und des Fachverbands der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer (WKÖ) Verhaltensregeln entwickelt, die als "Leitfaden" dienen sollen, erklärte Ministerin Leonore Gewessler (Grüne). Das Regelwerk liegt ab sofort in Öffis auf beziehungsweise wird es in den Verkehrsmitteln verteilt. Fahrgäste werden darin gebeten, die Öffis nur zu benutzen, wenn sie sich gesund fühlen, und Stoßzeiten zu vermeiden. Tickets sollen tunlichst nur noch online oder an den Automaten erworben werden. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass ein Sicherheitsabstand einzuhalten ist und Schutzmasken auch im Haltestellen- und Wartebereich getragen werden sollen. Nach der Fahrt sollen die Masken nicht im Fahrgastbereich liegen gelassen, sondern entsorgt beziehungsweise zu Hause gewaschen werden, heißt es.

Zurückhaltend gab sich die Ministerin auf die Frage, ob mit dem weiteren Hochfahren des gesellschaftlichen Lebens ab Anfang Mai Ticket- oder Zugangsbeschränkungen ein Thema seien. "Im Moment ist das kein Problem", hielt Gewessler fest. Man müsse schauen, "wie sich das in den nächsten Wochen entwickelt". Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit merkte in diesem Zusammenhang an, es sei bei Bedarf "ausreichend Personal für Kundenlenkung" vorhanden. (apa/orf)