Vielleicht sind es ja heuer tatsächlich die zu kalten Griesnockerln in der Suppe, die zu einer Eskalation der Gewalt führen werden. Ins Wirtshaus essen gehen kann man ja nicht. Ist ja noch alles zu. Selbstgebastelte Geschenke fallen auch flach. Kindergärten und Schulen haben auch noch großteils zu. Und die "Mama" im Alters-/Pflegeheim kann man auch nicht besuchen. Die Möglichkeit dafür wird schließlich erst demnächst etwas gelockert.

Erschreckenderweise braucht man derzeit nicht sonderlich viel Phantasie, um sich in die Köpfe derer hineinzudenken, denen dann halt mal "die Hand auskommt". In den Wiener Frauenhäusern wird der Muttertag jedenfalls schon einmal nicht gefeiert. "Wir haben hier andere Sorgen", sagt deren Leiterin Andrea Brem. Beim Wiener Frauennotruf richtet man sich auf "ein Wochenende wie immer" ein. "Der Muttertag ist nur ein Tag. Selbst wenn es da eskalieren sollte, ist die Bereitschaft der Frauen, sich augenblicklich Hilfe zu holen, relativ gering. Leider", sagt Martina K. Steiner, stellvertretende Leiterin des Wiener Frauennotrufs.

Seit Ausbruch von Covid-19 vermelden weder Frauenhäuser noch Notrufnummern einen nennenswerten Anstieg. "Wir haben seither mehr Mailkontakte. Was nicht sonderlich überrascht. Wer greift schon zum Telefon, wenn der gewalttätige Partner coronabedingt im Nebenzimmer sitzt", sagt Steiner.

Aggressive Söhne

Derzeit ein Thema ist die Gewalt, denen Mütter seitens ihrer Söhne ausgesetzt sind. Was genau der Grund für diese Eskalation ist, kann Steiner nicht sagen. Das Unvermögen, den eigenen Frust entsprechend zu kanalisieren, spiele dabei jedoch immer eine Rolle. Die Frauenhäuser beschäftigt seit geraumer Zeit die "neue" Obsorgeregelung. "Gut gemeint und sicher auch in einigen Fällen hilfreich, erweist sich das gerade als absolute Katastrophe für Frauen", sagt Brem. Um das "Kindeswohl" ginge es nur in den wenigsten Fällen. Vielmehr ginge es um Macht, um Haben-Wollen. Dominante Männer, die mit allen Mitteln um die alleinige Obsorge für ihre Kinder kämpfen würden, wären da nur ein Aspekt. Frauen brächten diese oft jahrelangen, gerichtlichen Auseinandersetzungen in zu vielen Fällen an den Rand der Obdachlosigkeit, sagt Brem: "Bewirbt sie sich um eine Gemeindewohnung? Mit Kind? Oder vielleicht demnächst ohne Kind? Bleibt sie im Frauenhaus? Für wie lange noch?"

Brem und Steiner haben nur eine Botschaft an Mütter und an Frauen ohne Kinder: "Auch wenn es nur ein Tag ist, und auch wenn es vielleicht gar nicht so schlimm war. Lassen Sie sich helfen! Wir sind für Sie da."