Die Citybikes sorgen für Streit zwischen der Stadt Wien und dem Betreiber Gewista. Bisher haben sich die beiden die Kosten für die Leihfahrräder geteilt. Doch das Werbeunternehmen Gewista will, dass die Stadt künftig die Gesamtheit der laufenden Zahlungen übernimmt, berichtete die Tageszeitung "der Standard". Andernfalls werde man die Hälfte der Leihstationen abbauen. Laut Bericht zahlt Wien aktuell bereits 860.000 Euro pro Jahr, weitere 1,1 Millionen Euro soll der Anteil von Gewista sein. Das Unternehmen steht zu 67 Prozent im Eigentum der französischen Werbefirma JCDecaux. Nun werden Stimmen laut, die einen Betreiberwechsel in Aussicht stellen.
Größtenteils hört man in der Stadt Wien nur hinter vorgehaltener Hand, dass man die Citybikes auch ohne Gewista weiterführen könnte. Denn grundsätzlich ist man mit der bisherigen Zusammenarbeit zufrieden. Einer, der sich allerdings kein Blatt vor den Mund nimmt, ist Gerhard Kubik. "Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ist klar: Eine Lösung zum Erhalt des Systems muss her - mit oder ohne Gewista", erklärte der SP-Fraktionsvorsitzende für Stadtentwicklung und Verkehr am Freitag.
Direkt zuständig für den Fall ist Verkehrsstadträtin und Vizebürgermeisterin Birgit Hebein. "Wir haben ein Interesse daran, ein praktikables Leihfahrrad-System mit möglichst vielen Standorten zu haben", hieß es dazu aus ihrem Büro. Es laufen derzeit Gespräche zu rechtlichen und standortbezogenen Fragen.
Gewista verweist auf
funktionierendes System
Laut Gewista haben sich 500.000 Personen bei Citybike registriert, rund 90.000 nutzen den Service regelmäßig. Bezahlen muss man erst ab einer Fahrdauer von mehr als einer Stunde. 95 Prozent der Fahrten sind kürzer. Gezahlt wird nur eine einmalige Anmeldegebühr in Höhe von einem Euro. Gleichzeitig fungieren die Räder als Werbeträger.
Auf die Frage, welchen Mehrwert die Stadt Wien von der Kooperation mit Gewista überhaupt noch hätte, wenn die Gesamtkosten übernommen werden, verwies Gewista auf das funktionierende System. Andere wie etwa der Vorgänger Viennabike oder auch die asiatischen Firmen Ofo, Obike und Donkey Republic sind nach kurzer Zeit kläglich gescheitert.
Der Vorteil der Citybikes sind die fixen Leihstationen. Die ersten 61 dieser Stationen hat Gewista bezahlt, weitere 60 finanzierte die Stadt. Gewista könnte nun die vom Unternehmen errichteten Stationen abbauen, die vor allem innerhalb des Gürtels liegen, was zu einem Attraktivitätsverlust des Systems führen würde. Doch derzeit hofft man auf beiden Seiten, dass es nicht so weit kommen wird.(aum)