Die Firma Gewista macht Ernst. Nachdem die Stadt Wien offenbar nicht bereit ist, die laufenden Kosten für sämtliche 121 Radverleihstationen von Citybike zu übernehmen, sollen in den nächsten Tagen die Hälfte der Standorte deaktiviert und abgebaut werden. Das bedeutet de facto das Aus für Wiens letztes verbliebenes Leihfarradsystem, denn der Großteil jener Stationen, die nunmehr entfernt werden, befindet sich innerhalb des Gürtels. Übrig bleiben würden damit die nur wenig attraktiven und auch kaum genutzten Stationen in Randlagen.

Gewista schließt 61 Citybike-Standorte in attraktiven Lagen. Dem Fahrradverleih droht damit das Aus. - © Stadt Wien
Gewista schließt 61 Citybike-Standorte in attraktiven Lagen. Dem Fahrradverleih droht damit das Aus. - © Stadt Wien

Ein Gewista-Sprecher erklärte auf Anfrage der "Wiener Zeitung", dass man bis zum Freitagabend eine Stellungnahme dazu auf der Website veröffentlichen werde, für Pressestatements stehe man nicht zur Verfügung.

Der Konflikt zwischen dem Werbeunternehmen Gewista und der Stadt Wien in puncto Übernahme der Kosten für den laufenden Betrieb der Citybike-Stationen schwelte schon seit einigen Monaten, Vermittlungsversuche der grünen Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein verliefen erfolglos.

Großteil der Fahrten gratis

Das Citybike-Verleihsystem wurde vor 17 Jahren mit drei fixen Ausleihstationen gestartet. Ausgebaut wurde bis zum Jahr 2015 (121 Stationen, 1500 Fahrräder), seither erfolgten keine neuen Investitionen. Laut Gewista gibt es aktuell rund 500.000 registrierte Nutzer und über 90.000 regelmäßige Benutzer. 95 Prozent der Fahrten sind laut Gewista Gratisfahrten, dauern also weniger als eine Stunde. Kosten für den Verleih fallen erst ab der zweiten Stunde an.

Ob die Stadt Wien an den verbliebenen Citybike-Stationen festhält, ist unklar. Im Büro von Vizebürgermeisterin Hebein wird derzeit an einer Ausschreibung für neue Sharing-Systeme in Wien gearbeitet. Diese umfasst neben Leihfahrrädern auch E-Scooter und Car-Sharing. Ab 2021 haben private Anbieter die Möglichkeit, sich für diese Sharing-Dienste zu bewerben.