Wiens Tourismus steht seit Ausbruch der Corona-Krise still. Daran hat sich seit Ende Mai, als die Beherbergungsbetriebe wieder aufsperren durften, nichts geändert.

Lediglich 45 Prozent der bundeshauptstädtischen Hotellerie hat seither wieder geöffnet, der Großteil hat sein Angebot deutlichst reduziert. So etwa kann man derzeit im Hotel Sacher nur in zwei von sieben Stockwerken nächtigen.

Die Lage ist dramatisch. "Covid-19 kostet Wiens Tourismuswirtschaft heuer 1,9 Milliarden Euro an Wertschöpfung", erklärte dieser Tage der Wiener Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Er geht davon aus, dass dem Tourismus und Freizeitwirtschaft rund 35.000 Jobs verloren gehen. Ein Ende der Durststrecke ist nicht in Sicht. Erst 2024, so die Schätzungen der Weltorganisation für Tourismus (UNWTO), würden die meisten Städte wieder das Niveau von 2019 erreichen.

Eine aktuelle Erhebung des Wirtschaft-Thinktanks Agenda Austria passt da ins Bild. Zwar würden heuer mehr als die Hälfte der urlaubenden Österreicher einen "Heimaturlaub" in Betracht ziehen, nach Wien zieht es sie jedoch nicht. Agenda Austria hat sich die aktuellen Google-Suchanfragen für einen Urlaub in den Bundesländern angesehen und mit den Werten des Vorjahres verglichen. Dabei stellte man fest, dass diese in den vergangen Tagen regelrecht explodierten. Ganz hoch im Kurs steht derzeit offenbar Vorarlberg, auf den Plätzen zwei und drei folgen das Burgenland und Kärnten (siehe Grafik). "Hier zeigt sich, dass der Städtetourismus von Corona besonders getroffen ist", sagt die Ökonomin Monika Köppl-Turyna.

Wer ansonsten ans Meer fahren würde, will jetzt an die Seen oder in die Berge, nicht aber in die Städte, wo besonders viele Menschen sind. "Ballungszentren werden gemieden", so Köppl-Turyna. Keinen Grund zu Beunruhigung sieht man bei Wien Tourismus. "Dass die Österreicher im Sommer lieber an die Seen als in die Stadt fahren, entspricht exakt dem Reiseverhalten, das wir auch ohne Corona hätten", sagt Unternehmenssprecher Walter Straßer.

Wien-Saison ab Herbst

Die Saison für einen Wien-Urlaub gehe bei den inländischen Touristen erst im Herbst los - und würde im Mai, Juni enden. 2019 betrug der Anteil an inländischen Nächtigungen knapp 17 Prozent. Österreich ist, nach Deutschland, der zweitwichtigste Markt für Wien, ein Vielfaches an Wertschöpfung für die Stadt bringen allerdings Touristen aus dem Ausland. Zumal diese auch im Juli und August kommen würden. "Arabische Gäste empfinden die Sommermonate in Wien um ein Eck angenehmer als daheim", so Straßer.

Dass der Tourismusstandort Wien Corona-bedingt dauerhaft Schaden nehmen könnte, glaubt er nicht. Erst dieser Tage hätte die globale Luxusmarke Mandarin Oriental Hotel Group bekanntgegeben, 2023 ein Luxushotel in der Riemergasse 7, dem ehemaligen Handelsgericht, zu eröffnen.