Seit Dienstag ist es fix: Die Wiener Linien werden die Citybikes bereits Anfang September wieder in Betrieb nehmen. Durch die kurzfristige Übernahme bleiben nunmehr alle 121 Stationen des Leihfahrrad-Systems bestehen. Auch die derzeit noch von Gewista gesperrten Standorte innerhalb des Gürtels sind somit ab September, und damit noch vor der Wien-Wahl, wieder verfügbar.
Der bisherige Betreiber Gewista zog sich von den Citybikes zurück, da der Betrieb offenbar nicht mehr kostendeckend zu führen war. Die wirtschaftlichen Konsequenzen des Corona-Shutdowns haben ein Fortführen unter bisherigen Umständen zusätzlich unmöglich gemacht, heißt es seitens des Citybikes-Teams. Das Privatunternehmen Gewista hatte zuvor bei Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) um einen Kostenzuschuss gebeten, dieser wurde jedoch abgelehnt. Hebein wollte den Betrieb gänzlich neu ausschreiben und schlug die Wiener Linien als Zwischenbetreiber vor.
Als Reaktion darauf schloss die Gewista 61 Stationen, größtenteils im innerstädtischen Bereich. Die restlichen 60 Stationen außerhalb des Gürtels blieben geöffnet, da sie von Anfang an von der Stadt Wien finanziert wurden und deshalb nicht betroffen waren.
Ludwig griff ein
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hatte in der Vorwoche verkündet, dass die Verkehrsbetriebe die Citybikes übernehmen werden. Er entzog damit gewissermaßen seiner Vizebürgermeisterin die Agenden in dieser Angelegenheit. Ludwigs Begründung: Hebein habe bisher keine Lösung gefunden. Die Grünen wiederum ließen wissen, dass Birgit Hebein die Option mit den Wiener Linien aber bereits vor zwei Wochen dem Bürgermeister unterbreitet habe.
Für die Citybike-User wird sich durch den kurzfristigen Betreiber-Wechsel vorerst nichts ändern. Sowohl die Ausleihgebühren als auch das Ausleihsystem bleiben unverändert. Das bedeutet: In der ersten Stunde kann weiterhin kostenlos gefahren werden, ab der zweiten Stunde ist eine Gebühr von einem Euro zu entrichten, ab der dritten Stunde von zwei und der vierten von vier Euro. Jede weitere Stunde kostet dann vier Euro.
Ab Anfang 2022 soll das Citybike-System dann schließlich neu organisiert werden. So könnte die Flotte etwa durch E-Bikes und Lastenfahrräder ergänzt und damit auch modernisiert werden.
Wie die Übernahme durch die Wiener Linien vertraglich geregelt wird, sei laut einer Sprecherin der Wiener Linien derzeit noch offen. Als beschlossen gilt jedoch, dass sich die Wiener Linien ein Partnerunternehmen für den Ausbau und Betrieb an Bord holen werden.
Auftrag wird vergeben
Um welches Unternehmen es sich handelt, ist derzeit noch unklar. Fest steht jedoch, dass es eine Auftragsvergabe geben wird, sagt ein Sprecher der Wiener Linien auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Die Kosten für den Betrieb werden sich auf voraussichtlich rund zwei Millionen Euro jährlich belaufen. Die Geldmittel werden von der Stadt Wien zur Verfügung gestellt.
In Zukunft ist eine Ausweitung des Fahrradverleihnetzes in die Peripherie geplant, um das derzeit noch löchrige Öffi-Netz der Randbezirke zu schließen.
Die zwischen Straßenbahn- und Busstationen bestehenden Distanzen sollen durch das erweiterte Fahrrad-Angebot reduziert werden. Dadurch erhofft man sich eine Anregung für die Wienerinnen und Wiener, die "letzte Meile" ebenfalls im Öffi-Netz zurückzulegen.
Die Kosten für den geplanten Ausbau sollen von der Stadt Wien übernommen werden, kündigte Bürgermeister Ludwig an. Er wolle außerdem eine derartige Ausweitung in die Stadtrandgebiete der Bundeshauptstadt vertraglich festschreiben.