Am Dienstag wurde das Ergebnis des Architektenwettbewerbs für den Campus der Religionen in der Seestadt Aspern präsentiert:
Der Campus entsteht nördlich des Sees und in unmittelbarer Nähe der U2-Station Seestadt. Auf einer Grundfläche von rund 10.000 Quadratmeter soll das konkrete Miteinander in Form von religiösen Bauten ausgedrückt werden, die unter einem Dach an einem gemeinsamen Ort errichtet werden. Daher war eine bauliche Klammer, die die Sakralbauten auf dem Campus verbindet, wesentlicher Bestandteil des Architekturwettbewerbs. Eine zweite Klammer bildet der leicht ansteigende Platz, der gemeinsam genutzt wird und als Bindeglied für den interreligiösen Austausch dient, hieß es am Dienstag.
Die unterschiedlichen Sakralbauten werden von den acht am Projekt beteiligten Religionsgemeinschaften errichtet, die Bildungseinrichtung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) von der St. Augustinus-Stiftung der Erzdiözese Wien.
"Der Campus soll ein Ort gelebter religiöser Überzeugungen, Respekt und weltanschaulicher Toleranz werden. Er hat daher hohe Symbolkraft für ganz Wien und wird weit über Wien hinaus wirken. Zeigen wir mit diesem einzigartigen Projekt, dass der Wiener Weg des Miteinanders der Weg in die Zukunft ist", erklärte Bürgermeister Michael Ludwig in einer Pressekonferenz mit Kardinal Christoph Schönborn als Vertreter der römisch-katholischen Kirche sowie Vertretern weiterer sieben Religionsgemeinschaften.
Konkret stellt die Stadt den insgesamt acht Religionsgemeinschaften - ÖBR (Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft), Römisch-Katholische Kirche (Erzdiözese Wien), Evangelische Kirche A.B., IGGÖ (Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich), NAK (Neuapostolische Kirche Österreich), Sikh Religionsgemeinschaft Österreich, Griechisch-orientalische Metropolis von Austria, Israelitische Kultusgemeinde Wien - die Liegenschaft im Baurecht zur Errichtung von Sakralbauten zur Verfügung.
44 Projekte wurden im Rahmen des anonymen, EU-weit ausgeschriebenen, offenen Architekturwettbewerbs eingereicht. Der 1. Preis ging nun an das Architekturbüro Burtscher-Durig ZT GmbH in Wien. Herzstück des Konzepts ist ein von mehreren Seiten zugänglicher Platz als "Ort der Begegnung", wo neben Verweilmöglichkeiten auch Feste und Veranstaltungen stattfinden können, erläuterte Architektin Marianne Durig. Rund um diese "freie Mitte" sind die Gebäude angesiedelt - einerseits die KPH, die ihren jetzigen Standort in Strebersdorf verlässt und an den Campus zieht, andererseits die einzelnen Sakralbauten der Religionsgemeinschaften. Eine Pergola-Konstruktion über allen Baukörpern soll als verbindendes Element dienen. Dachterrassen, Bäume, begrünte Fassaden und Wasserelemente sollen dem Ort zusätzliche Qualität verleihen.
Zeitplan und Kosten offen
Was die Eröffnung anbelangt, war in vorangegangenen Planungsphasen von 2022 die Rede. Am Dienstag wollte man sich aber weder auf einen konkreten Zeitplan noch auf einen Kostenrahmen festlegen. "Wir betreten völliges Neuland", argumentierte Harald Gnilsen, Baudirektor der Erzdiözese Wien und stellvertretender Juryvorsitzender, mit Verweis auf den Umstand, dass für die einzelnen Pavillons die Religionsgemeinschaften selbst die Bauherrenrolle übernehmen. Es werde noch eine "geraume Zeit der Vorbereitung" nötig sein. Auch über die Kosten wurde nicht geredet.