Im Jahr 2020 ist vieles anders als gewohnt - das betrifft auch die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag am 26. Oktober. Aufgrund der hohen Besucherzahlen müssen die Leistungsschau des Bundesheeres sowie die "Tage der offenen Tür" in der Hofburg und im Parlament virtuell stattfinden. Trotzdem ist einiges los in der Stadt. Eine Auswahl an Programmpunkten an diesem ungewöhnlichen Nationalfeiertag.
Leistungsschau als "Hybrid-Event"
Die Leistungsschau des Bundesheeres, die traditionellerweise am Heldenplatz beheimatet ist, findet heuer als "Hybrid-Event" via Live-Stream statt. Die Bevölkerung kann etwa einen Überflug am Heldenplatz mit Eurofightern und Saab-Fliegern sowie einen Fallschirmabsprung im Fernsehen und via mobile Endgeräte mitverfolgen. Parallel findet am Heldenplatz die Kranzniederlegung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der Bundesregierung am Äußeren Burgtor und die feierliche Angelobung von 297 Rekruten und drei Rekrutinnen statt. Zudem werden Kurzfilme vom österreichischen Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky zu sehen sein.
Bundesheer: "Kommen Sie nicht auf den Heldenplatz"
Am Heldenplatz werden einzelne Bundesheer-Fahrzeuge stehen, aber nicht öffentlich zugänglich sein. Das Bundesheer appelliert an die Bevölkerung, heuer am 26. Oktober nicht auf den Heldenplatz zu kommen, sondern online und via Fernsehen dabei zu sein. Die Kosten für die Veranstaltung werden mit 400.000 Euro beziffert. Das "Hybrid-Event" startet um 9 Uhr Früh und wird drei Stunden lang live vom ORF und privaten TV-Sendern übertragen.
Die Hofburg kann heuer ebenfalls nur virtuell besichtigt werden, dafür aber aus der Drohnenperspektive: "So haben Sie die Hofburg noch nie gesehen", verspricht Bundespräsident Van der Bellen, denn der Flug durch die alt ehrwürdigen Gemäuer passiert auch Dach und Keller des Gebäudes -- zu sehen auf der Facebook-Seite des Bundespräsidenten. Darüber hinaus sind beim virtuellen Tag der offenen Tür die Präsidentschaftskanzlei, das Maria-Theresien-Zimmer, in dem Regierungen angelobt werden, oder die Josephskapelle zu sehen. Seinen Schreibtisch hat Van der Bellen extra für die Besucher aufgeräumt, wie er sagt: "Das ist er sonst nie."
Auch wenn es weiterhin gilt, Menschenansammlungen Pandemie-bedingt zu vermeiden, muss man den Nationalfeiertag keineswegs nur daheim in den eigenen vier Wänden verbringen. Der Wetterbericht verspricht milde Temperaturen und Sonnenschein, und falls Sie sich bei einem Feiertags-Spaziergang wundern, warum ein Heißluftballon in Form eines Kuheuters am Himmel schwebt, folgt an dieser Stelle eine Erklärung.
Schwebendes Kuheuter als Symbol für Nachhaltigkeit
Es handelt sich dabei um eine "soziale Skulptur" der Wiener Künstlerin Barbara Anna Husar, die für Ökologie und Wertewandel stehen soll: "Das Euter - Synonym für Weiblichkeit und Urquelle alles Nährenden - wird dabei aus seinem gewohnten Kontext gelöst. Es dient als Metapher für Nachhaltigkeit und setzt Impulse für neue Lösungsansätze aus dem Wachstumszwang unserer gegenwärtigen Ökonomie hin zu einer höheren Wertschätzung der Balance zwischen Mensch und Natur", schreibt die Künstlerin in einer Aussendung. Mit ihrer Installation möchte sie "dem Bild der traditionellen Leistungsschau des Bundesheeres mit einem erfrischenden Impuls" entgegentreten. Unterstützt wird das Projekt vom Frauenmuseum Hittisau sowie vom Volkskundemuseum Wien.
Doch auch indoor ist, unter Einhaltung der Covid-19-Regeln, kulturell viel zu sehen: Einige Wiener Museen haben angekündigt, dass der Eintritt am Nationalfeiertag kostenlos sein wird - etwa das Belvedere 21, wo die Werke von Herbert Brandl, einem der erfolgreichsten österreichischen Malern der Gegenwart, am 26. Oktober den letzten Tag zu sehen sein werden. Wer sich lieber wieder einmal die Meisterwerke von Van Gogh, Cézanne, Matisse ansehen möchte, hat am 25. sowie am 26. Oktober in der Albertina - ebenfalls bei freiem Eintritt - die Gelegenheit. Die Albertina hat angekündigt, dass sie ihre Führungsangebote trotz Coronavirus beibehalten möchte, zur Sicherheit empfehlen wir, sich kurz vor dem geplanten Besuch auf der Homepage oder via Telefon zu versichern.
Jenseits des Gürtels ruft die Brunnenpassage in Wien-Ottakring dazu auf, den Nationalfeiertag zur Erforschung der eigenen Beziehung zu Österreich zu nutzen. Der "Salon der Heimatgefühle", der Corona-bedingt teils virtuell, teils in der Brunnenpassage und am Yppenplatz stattfindet, bietet ein ganztägiges Programm: Gemeinsames Frühstück via Zoom, Live-Programm vor Ort mit Performances und Kurzvorträgen. Gespräche zur Erforschung des Heimatbegriffs finden an der frischen Luft im Yppenpark statt.
Der 26. Oktober 2020 ist erstmals auch Auftakt zu den flächendeckenden Herbstferien, die ab heuer jährlich und bundesweit zwischen Nationalfeiertag und Allerheiligen/Allerseelen stattfinden. Damit bietet sich der Feiertag für einen Familienausflug an, beispielsweise in den Wiener Prater und/oder ins Planetarium. Dort läuft derzeit die Ausstellung "Fremde Welten - Fremdes Leben?", wo der Frage, ob wir alleine im Universum sind, kindgerecht nachgegangen wird (geeignet für Kinder ab zehn Jahren). Auch das Technische Museum bietet Führungen zum Thema Züge und Lokomotiven, Workshops sowie eine Halloween-Schnitzeljagd an (letztere ist geeignet für Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren).
Ein Gespräch über die goldenen Kreisky-Jahre
Wer den Nationalfeiertag dazu nutzen möchte, um auf die "goldenen 1970er-Jahre" zurück zu blicken, dem sei ein historisches Gespräch mit dem Titel "Die Insel der Seligen" ans Herz gelegt: Ferdinand Lacina, ehemaliger Kabinettschef des damaligen SPÖ-Bundeskanzlers Bruno Kreisky diskutiert mit Wolfgang Maderthaner, Historiker und Forscher im Verein Geschichte der Arbeiterbewegung, über Kreisky und die "goldenen 1970er-Jahre", aber auch über deren Schattenseiten, Stichwort Konsumgesellschaft. Die Veranstaltung des Bruno Kreisky Forums wird ab 14 Uhr virtuell via YouTube übertragen.
Humorvoll klingt der Abend mit Manuel Rubey, Gunkl, Flüsterzweieck und Kollegium Kalksburg aus. Die Benefiz-Versanstaltung "Lachen hilft!" findet ab 20 Uhr im Stadtsaal Wien statt, der Reinerlös kommt dem Wiener Integrationshauses zugute.