Klein, friedlich und mit hervorgestrichenem Religionsbezug startete Sonntagvormittag in Wien das Kundgebungsgeschehen der Maßnahmen-Gegner - nachdem die Polizei Groß- und viele andere Demos untersagt hat. Unter weitgehender Einhaltung von Abstands- und Maskenregel fanden sich rund 40 Menschen im Volksgarten ein. Die Erzdiözese Wien hat im Vorfeld vor als "christliche Prozession" getarnten Demos gewarnt und solchen "Missbrauch von Religion und Religionsfreiheit" abgelehnt.
Die Volksgarten-Spaziergänger gruppierten sich denn auch locker um ein Plakat mit der Aufschrift "Österreich ist frei - Jesus ist König". Peter Steinbacher, der Gründer von "Hallelujah TV" - das sich in den Sozialen Netzen gegen Corona-Maßnahmen stark macht - lud nach kurzer Ansprache alle ein, am Mikro über Jesus zu reden und für das Land zu beten.
Eine Demonstration ist keine Prozession
"Eine Demo wird auch durch religiöse Staffage nicht zu einer Prozession, sondern bleibt eine Demo. Katholiken sollten bei diesem Etikettenschwindel nicht mitmachen", hatte der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, Sonntagfrüh via Kathpress gewarnt - angesichts von Aufrufen im Internet für pseudoreligiöse Veranstaltungen im Umfeld von behördlich nicht genehmigten Demos.
Abgesehen von der friedlichen Versammlung im Volksgarten war die Lage in der Wiener Innenstadt gegen Mittag ruhig. Die "sehr gut aufgestellte" Polizei monitort die Lage - und werde proaktiv einschreiten, wenn Vorschriften missachtet werden, sagte Sprecher Christopher Verhnjak zur APA. Mittlerweile wieder auf freiem Fuß ist die Aktivistin aus der rechtsextremen Szene, die am Samstag wegen Verstoß gegen Masken- und Abstandspflicht festgenommen worden war.
Auch wenn 15 von 17 angemeldeten Versammlungen für dieses Wochenende abgesagt wurden, rechnete die Polizei im Vorfeld auf jeden Fall mit einem Menschenaufkommen, über das genaue zu erwartende Ausmaß äußerte sie sich aber nicht. Die FPÖ, deren Klubobmann Herbert Kickl bei einer abgesagten Großdemo am Nachmittag reden wollte, hatte die Absage auf Facebook empört kommentiert - woraufhin zahlreiche Menschen angekündigt haben, trotzdem in die Stadt zu einem "Spaziergang" zu kommen.
Abgesagt wurde der Großteil der von Maßnahmen-Gegnern organisierten Demos mit der Begründung, dass "Gesetzwidrigkeiten in großem Ausmaß" und Gefährdung der Gesundheit durch Verstoß gegen die Schutzmaßnahmen zu erwarten seien. In den vergangenen Monaten kam es am Wochenende in Wien und anderen Städten immer wieder zu Anti-Corona-Demonstrationen, bei denen sämtliche Corona-Vorschriften missachtet wurden und zahlreiche Proponenten der rechtsextremen Szene aufmarschierten.
Die Erzdiözese Wien warnte
Die Erzdiözese Wien hatte bereits am Vormittag vor der als "christliche Prozession" getarnten Corona-Demonstration am Sonntag in Wien gewarnt und dieses Vorhaben als einen Missbrauch der Religionsfreiheit verurteilt. Die Kirche reagiere damit auf Aufrufe im Internet, wie der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, am Sonntag im Interview mit Kathpress erklärte.
Demnach versuchten die Veranstalter der untersagten Corona-Demonstrationen am Sonntag in der Wiener Innenstadt, das Verbot unter anderem damit zu umgehen, dass sie diese als "christliche Prozession" tarnen. "Das ist zwar originell, aber trotzdem ein klarer Missbrauch von Religion und Religionsfreiheit", erklärte Prüller und betonte: "Eine Demo wird auch durch religiöse Staffage nicht zu einer Prozession, sondern bleibt eine Demo. Katholiken sollten bei diesem Etikettenschwindel nicht mitmachen."
Der Aufruf zur pseudoreligiösen Veranstaltung erfolgte am Samstag über Soziale Medien und im Umfeld von behördlich nicht genehmigten Corona-Demonstrationen. Wie die Polizei noch am Freitag informierte, waren für das Wochenende 17 Versammlungen angezeigt worden. Vorwiegend habe es sich dabei um Kundgebungen gegen Corona-Maßnahmen gehandelt. In der Folge hatte die Landespolizeidirektion Wien als Versammlungsbehörde 15 der angezeigten Kundgebungen zwecks "Hintanhaltung großer Gefahren für die Volksgesundheit" untersagt.
Bei einer dieser untersagten Kundgebungen hätte auch FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl eine Rede halten sollen. Eine daraufhin von der FPÖ als Reaktion auf die Untersagung geplante Demonstration gegen das Demonstrationsverbot wurde am Samstag ebenfalls behördlich untersagt. In der Folge wurde in Sozialen Medien zu einer Pseudo-Prozession am Sonntag in der Wiener Innenstadt aufgerufen.(apa)