Tierpark zu. Kino zu. Museum zu. Riesenrad zu. Die Semesterferien beginnen und ganz Wien ist zugesperrt. Kinder und Eltern lechzen nach Abwechslung. Homeschooling und Homeoffice haben ihnen zugesetzt. Die Decke hängt bedrohlich tief. Doch was jetzt? Von Wurzelziehen am Küchentisch zum Fifa-Zocken aufs Sofa? Lieber nicht. Eintönigkeit macht träge. Stubenhocken süchtig. Und schlägt auf die Psyche, wie der Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des AKH Wien, Paul Plener, dieser Tage auf Radio Wien sagte. Immer mehr Kinder würden an Depressionen und Magersucht leiden. Plener empfiehlt vor allem eines - Rausgehen. "Wir brauchen Sonnenschein." Also Schweinehund überwinden und raus aus der Wohnung. Die Stadt hat auch im Lockdown was zu bieten. Die "Wiener Zeitung" versorgt Sie mit Freizeit-Tipps für Kinder in Zeiten der Pandemie. Abstandhalten nicht vergessen.
Karussell und Co.
Generationen an Eltern haben ihre Kinder an Jackenärmeln an Flugzeugen, Elefanten, Traktoren aus Plastik vorbeigezogen. Sie waren ihr natürlicher Feind. Denn sie begannen zu wackeln, wenn man ein Geldstück in den Münzschlitz steckte. Sogenannte Schaukelautomaten standen in den 90er-Jahren vor jedem Schuhgeschäft. Heute gibt es sie nur noch vereinzelt. In pandemischen Zeiten sind sie durchaus eine Alternative zum geschlossenen Wurstelprater - zumindest für Kleinkinder. Eltern können in der Vergangenheit schwelgen, Kinder zum Summen des Motors auf und ab wippen. Auch so vergeht die Zeit. In manchen Geschäftsstraßen, wie der Landstraßer Hauptstraße oder dem Reumannplatz, steht sogar ein Karussell.

Krähen füttern im Park
Wenn vielen der Sinn auch nach Taubenvergiften steht, empfiehlt die "Wiener Zeitung" Krähenfüttern im Park - vor allem mit Kindern. In Wien gibt es tausende der hochintelligenten Vögel. Nebelkrähe sind hier heimisch. Saatkrähen kommen in Scharen aus dem Osten und überwintern in Wien. Sie zu füttern ist weder verboten noch schlecht für die Tiere. Sie sind Kulturfolger und fressen sowieso alles, was sie finden können. Auch tote Tiere, was sie zu äußerst nützlichen Mitbewohnern macht. Kinder lieben die dunklen Gesellen. Füttern, beobachten, Biologie spielerisch lernen. Möglich ist das ausnahmslos auf jeder parkähnlichen Fläche. Vom Hinterhof bis zum Prater.
Abendlicher Maroniausflug
Es ist schon dunkel, das Kind noch lange nicht müde - und eine Kleinigkeit essen sollte es auch noch. Also warm anziehen und raus. Ein Spaziergang im beleuchteten Grätzl mit abschließendem Besuch beim Maronibrater ist auch im Lockdown möglich. Laut Marktamt gibt es in Wien heuer exakt 119 Verkäufer. Sie bieten Maroni, Kartoffelscheiben und -puffer. Schmeckt hervorragend und ist allemal gesünder als der Burger vom McDonalds. Haben die Eltern Glück, ist auch ein Tratsch mit dem Brater drinnen. Die Saison endet übrigens am 31. März.
Fiaker fahren
Eine Fiakerfahrt steht und fällt mit dem Fiaker selbst - also dem Kutscher. Die Wiener Fiaker sind für ihren Schmäh berühmt. In gewöhnlichen Jahren erfahren ihn nur Touristen. Doch Touristen sind heuer keine da. Die Fiaker fahren trotzdem. Ein bisschen Geld lässt sich mit den Wienern auch verdienen. Viele kennen die Zweispänner nur vom Vorbeifahren. Selbst in einem gesessen sind die wenigsten - höchstens zur Firmung vielleicht. Das Vergnügen ist nicht ganz billig - eine kleine Runde kostet 80, eine große 110 Euro. Es lohnt sich aber. Wenn man schon nicht auf Urlaub fahren kann, dann wenigstens Tourist in der eigenen Stadt sein.
Tiere außerhalb von Zoos
Bei den Schneeleoparden, Koalas und den in Pandemie-Zeiten viel zitierte Babyelefanten im Tiergarten Schönbrunn wird man wohl noch eine Weile nicht vorbeischauen können. Trotzdem gibt es in Wien Möglichkeiten, Tiere hautnah zu erleben. In Favoriten liegt das 117 Hektar große Naherholungsgebiet Wienerberg, wo man mit etwas Glück Sumpfschildkröten entdecken kann.
Das 2.000 Quadratmeter große Gehege im Kurpark Oberlaa im 10. Bezirk beherbergt Ziegen, Schafe und sogar Alpakas. Über einen niedrigen Zaun können auch kleine Kindern Tiere berühren. Im Pötzleinsdorfer Schlosspark im 18. Bezirk gibt es ein Tiergehege mit Schafen und Ziegen. "Beides sind keine Streichelzoos", sagt Gabriele Thon, Sprecherin der Wiener Stadtgärten. Streicheln darf man die Tiere nur, wenn sie zum Zaun kommen, Füttern ist nicht erlaubt. Wer Tiere füttern will, wird in der Wiener Lobau fündig. Hier befindet sich in der Fuchshäufelgasse im 22. Bezirk die Vienna Kids Farm, die in den Semesterferien täglich ab 10 Uhr geöffnet hat (Eintrittspreise: 3 Euro Erwachsene, 2 Euro Kinder, 1 Euro Futterbecher). Am Tiererlebnispfad des Friedhofs Neustift im 18. Bezirk gibt es Fledermäuse, Eidechsen, Schmetterlinge und Singvögel - denn was ist wienerischer als ein Friedhofsbesuch?
Spielplätze einmal anders
Die Spielplätze im Umkreis kennt man bereits in- und auswendig, und hunderte Male ein schaukelndes Kind anzustoßen trägt auch nicht gerade zur Abwechslung bei. Daher: Proviant einpacken und auf zu einem Park, den man noch nicht kennt. Die weitläufigen Stadtentwicklungsgebiete eignen sich für Erkundungstoren, ein lohnendes Ziel mit Gelegenheit zum Auspowern ist etwa der Motorikpark am Helmut-Zilk-Park im Sonnwendviertel im 10. Bezirk. In Wien gibt es insgesamt 3.000 Spielplätze, hier ein kleiner Auszug von jenen, für die sich auch eine Reise ans andere Ende der Stadt lohnt: Donaupark im 22. Bezirk, Lorettowiese im 21. Bezirk, Türkenschanzpark im 18. Bezirk, Dehne Park und Steinhofgründe im 14. Bezirk, der Streckerpark im 13. Bezirk, der Planquadrat Gartenhofverein, der Naschmarkt-Spielplatz im 4. Bezirk.