1920 wurde die Stadt Wien als eigenes Bundesland aus dem umgebenden Niederösterreich herausgelöst. Dass ihr Bürgermeister seither gleichzeitig Landeshauptmann ist, lernen wir in der Volksschule; auch dass Einrichtungen der Stadt gleichzeitig Landesstellen sind. Was hingegen meist nur katholisch (Ein-)Geweihte und besser Informierte wissen: Wien hat zwei Heilige als Patrone.

Einmal, wie Niederösterreich, den Hl. Leopold als Landespatron. Dieser Babenberger-Herzog wurde nach der Trennung in Wien nicht von seinem Sockel des Landespatrons gestürzt. Deshalb ist auch der 15. November schulfrei.

Aber die Stadt hat seit 1909 auch einen Stadtpatron. Der heißt Klemens Maria Hofbauer. Seine Heiligsprechung jährte sich am 20. Mai. 1909 setzte ihn Papst Pius X. in diese Funktion ein. 1914 machte ihn der selbe Pontifex in Rom zum Wiener Stadtpatron. An Hofbauers Feiertag, den 15. März, ist aber bisher nicht schulfrei.

Für Rom waren die Leistungen des Klemens Maria Hofbauer (1751 bis 1820) vor allem in Wien von besonderer Bedeutung. Der hatte zwar nur seine letzten zwölf Lebensjahre durchgehend in der Reichshauptstadt verbracht. Das war während der Napoleonischen Kriege, des Wiener Kongresses (!814/15) und seiner Folgezeit.

Die unmittelbare Zeit davor, also von Josef II. und während des Aufsteigs Napoleons, war für die Kirche und die Zentrale in Rom mit bitterem Verlust von Einfluss in Wien verbunden gewesen. Die "Wirren der Aufklärung" hatten zum Rückgang von Religiosität, zur Konfiszierungen von Eigentum und zu Ordensauflösungen geführt.

Ab 1808 trat nun ein in Tasovice/Tasswitz bei Znaim geborener Prediger in Wien als Kirchen-Erneuerer auf den Plan: Klemens Maria Hofbauer. Er kannte Beschattungen durch Geheimpolizei und deren Drangsalierungen gut. Hofbauer galt als Hitzkopf und Rebell. Vor allem aber war sein durch Armut geprägtes Leben von Barmherzigkeit gegenüber Hilfsbedürftigen gekennzeichnet. Als er einmal für sie bettelte, wurde er angespuckt. Darauf der Kirchenmann: "Das war für mich. Aber jetzt gibst Du für die Kinder." Der spuckende Übeltäter war so beeindruckt, dass er prompt die Hungernden in Hofbauers Obhut mit Essen versorgte. Obwohl der aus Mähren stammende und vorerst in Europa herumziehende Hofbauer keine Sprache richtig erlernt hatte, begeisterte er in Wien mit seinen Predigten. Unter Literaten und Intellektuellen bildete sich bald der "Hofbauerkreis". Von ihm wurden etwa Josef von Eichendorff, Friedrich von Schlegel und Clemens Brentano beeinflusst. Bald galt Hofbauer als "Apostel von Wien".

Vor allem in Rom, wohin er aus tiefer Überzeugung schon als Bäckerlehrling ohne einen Heller aufgebrochen war, vergaß man das nie. Dort war Hofbauer dem Orden der Redemptoristen beigetreten. Er sah es als Auftrag, den Orden nördlich der Alpen zu etablieren. Er scheiterte unter anderem in Warschau. Das letzte Ziel, die Ordenszulassung in Wien, erlebte Klemens knapp nicht mehr. Doch wurde er letztlich in der Wiener Kirche "Maria am Gestade" bestattet, wo die Redemptoristen kurz nach seinem Tod ihre Zentrale errichten konnten.

Ein Wallfahrtsweg, der 28 Lebensstationen des Wiener Stadtpatrons quer durch Europa skizziert, wurde eben eröffnet. Die Caritas der Erzdiözese mit Thomas Krottendorfer und seinem Team hatten an der Initiative zur Errichtung großen Anteil.

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