Vergangenen Samstag haben wir Leser der "Wiener G’schichten" eingeladen, über ihre Erlebnisse mit dem "Goldenen Wiener Herz" und der Freundlichkeit von Wiener Obern zu berichten.

Wir danken für die vielen Zusendungen und veröffentlichen hier eine erste kleine Auswahl dieser Leser-Anekdoten. Wenn auch Sie noch Erlebnisse beitragen wollen: Nur zu: paul.vecsei@wienerzeitung.at

***

In einem nicht mehr existierenden Kaffeehaus, das abends lange offen hatte, pflegte ein Freund in seiner Studienzeit oft später am Abend Freunde zu treffen. Es konnte zu vorgerückter Stunde passieren, dass er etwas lauter wurde. An einem dieser Abende kam der Ober vorbei und sagte zu ihm: "Herr X, die Gäste im Hinterzimmer beschweren sich schon, dass man Sie heute nur undeutlich versteht!"

In einem anderen Kaffeehaus, das ebenfalls nicht mehr besteht, fragte ein Gast den Ober: "Haben Sie türkischen Kaffee?" - "Nein, aber ich kann Ihnen den Sud in die Tasse leeren", war die Antwort.

B. S. (Name d. Red. bekannt), Simultandolmetscherin, 1110 Wien

***

Der Gast zählt dem Kellner seine Konsumation auf: " . . . Jetzt hab ich vergessen, welche Suppe ich gehabt hab’. Aber, warten Sie, die Suppe hat nach Seife geschmeckt." Darauf der Ober: "Ah ja, dann war’s unsere Erdäpfelsuppe, weil die Hühnersuppe schmeckt nach Petroleum."

Pia Reimitz, AHS-Lehrerin i. R., 7341-Markt St. Martin

***

Als ich vor über 20 Jahren aus Deutschland nach Wien kam, hatte ich recht bald ein sehr schönes Kaffeehauserlebnis. Der Ober im Café Tirolerhof grüßte mich immer mit "Frau Doktor". Ich erzählte das meinen Wiener Kollegen, denn der Ober hatte keine Kenntnis von meinem Titel. Meine Kollegen klärten mich auf, dass die Anreden mit Titeln eine Wiener Art seien und auch der Erhöhung des Trinkgeldes dienen. Nach geraumer Zeit, als er mich wieder mit "Frau Doktor" ansprach, sagte ich: "Wissen Sie, dass das sogar stimmt?"Daruf erwiderte er schlagfertig: "Jo mei! Do muss i ja jetzt Frau Professor sag’n!"

Dr. Margarete Heck, aus Frankfurt nach Wien "zuag’raste" Soziologin, 1020 Wien

***

Gespräch zwischen zwei Kellnern. Erster Kellner: "Du, der ane Gost hot sie beschwert über di. Du sollst so unfreundlich g’wesen sein." Darauf sein Kollege: "Soll I eana wos vorsingen a no??"

Mag. Roland Weber, Jurist,

2100 Korneuburg .