Am 17. Oktober hätte Schriftsteller und Drehbuchautor Ernst Hinterberger den 90. Geburtstag gefeiert. Geboren 1931, verstarb der Schöpfer von "Mundl", "Kaisermühlenblues", "Trautmann" und anderer Figuren in Büchern, Hörspielen und Fernsehsendungen am 14. Mai 2012. Eine Lungenerkrankung, die sich der beliebte Autor, der lange als Hilfsarbeiter in einer Metalldreherei gearbeitet hatte, durch Partikel und Chemikalien zuzog, raffte Hinterberger im früheren Krankenhaus Hietzing oder auch Lainz dahin.

Nicht nur seine Kunstfiguren, auch Hinterberger selbst war ein Wiener Original. Den größten Teil seines Lebens wohnte er auf 44 Quadratmeter in einem Gemeindebau am Margaretengürtel. Dieser Bau ist heute nach ihm benannt. Auch nachdem er durch die Serie "Ein echter Wiener geht nicht unter" berühmt geworden war, konnten ihn keine sprichwörtlichen zehn Pferde aus seinem Domizil bringen. In seiner Loggia mit Blick auf den Gürtel schrieb er alle Erfolgswerke. Seine zweite Ehefrau Karla, die heute in der Donaustadt lebt, versuchte einmal, mit Blick auf Hinterbergers angeschlagene Gesundheit einen Umzug anzuregen. "I ziag net fort. Weder aus meiner Wohnung noch aus Margareten", war die strikte Antwort.

Eigentlich wollte Ernst Hinterberger so gerne Polizist werden. 1950 begann er in "Marokko" - so nannten Polizeischüler die noch heute bestehende Polizeischule in der Marokkanergasse. Er brachte es bis zum "Pflasterhirsch". Zwei davon bildeten ein Polizistenduo, welches in den 50er-Jahren einen Rayon abzugehen hatte. Da durften schon Polizistenlehrlinge mittun. Aber knapp vor Ende der Ausbildung musste Hinterberger wegen einer Sehschwäche aufgeben. Damals wurden Brillenträger noch vom Polizeidienst ausgeschlossen.

Hinterberger, der immer Polizeijurist werden wollte und sich nächtens in Rechtsliteratur gestürzt hatte, traf das hart. Sein späterer Bezug zu Kriminalthemen, zahlreiche "Tatort"-Folgen und Krimis aus seiner Feder wie auch die Figur des "Trautmann" fanden in dieser Neigung einen Niederschlag. Mehr noch als alle anderen zahlreichen Ehrungen freute ihn später, dass ihn die Polizei Wien ganz offiziell zum "Ehrenkieberer" ernannte. Dazwischen lagen Jahre als Bibliothekar und Hackler in der Metallfabrik. Dort diente er selbst noch nach großen schriftstellerischen Erfolgen aus.

Hinterberger sah sich immer als Arbeiter und all seine Werke fußen auf akribischen Millieuschilderungen "kleiner Leute". Er verabscheute die Seitenblicke-Gesellschaft, saß lieber im "Schweizerhaus" und schrieb Kolumnen für die Arbeiterkammer. Hinterberger war auch Buddhist. Sein Bezug zur fernöstlichen Literatur ist durch folgendes Zitat in Wikipedia belegt: "I hob wo g’lesen, dass der Marlon Brando Laotse liest, und do hob i mir docht, wenn der des liest, daun kaun i des ah."

Buddhist Hinterberger ernährte sich nach dem Tod seiner ersten Frau 2001 wochenlang mit Wiener Knackwurst, weil ihm laut Witwe Karla "alles Wurscht war". Das änderte sich erst, als sie sich um seine gesunde Ernährung annahm. Sie zog zu ihm in die Mini-Gemeindewohnung. Mit ihr teilte der sprachgewaltige und stets direkte Vater des "Mundl" Hinterberger auch eine seiner Lebensweisheiten für den Alltag: "Waun i amal sag, aner is’ a Oaschloch, dann schimpf i den ned, sondern des is’ a Diagnose."

Hinterberger ist in einem Ehrengrab der Stadt Wien am Zentralfriedhof bestattet.