"Es handelt sich in erster Linie um eine Lehrmittelsammlung für die Ausbildung junger Polizisten", sagt Ulrike Landmann. Die junge Beamtin, die noch bis vor wenigen Monaten normalen Polizeidienst in einem Kommissariat schob, ist seit April für das sogenannte "Polizeimuseum" zuständig. Ursprünglich hat Landmann Literaturwissenschaft studiert, ehe sie im Polizeidienst landete. Und die Verbindung von Kunststudium und Polizeipraxis haben sie zur Leiterin des Museums prädestiniert. Gemeinsam mit der studierten Theaterwissenschafterin Eva-Marina Strauß, die in der Abteilung I des Innenministeriums für Veranstaltungsmanagement zuständig ist, versucht Landmann, das 133 Jahre alte Polizeimuseum aus seinem schon Jahrzehnte währenden Dornröschen-Schlaf wach zu küssen.

Die kürzlich abgehaltene "Lange Nacht der Museen" bot Geleghenheit für öffentliche Wahrnehmung und Öffnung für das Publikum. Denn normalerweise ist das im dritten Stock der Marokkanerkaserne in Wien-Landstraße versteckte Museum für normales Publikum kaum zugänglich. Es dient mit seinen rund 200 Quadratmetern Fläche unter anderem der "Traditionspflege".

Bisher erhielten ausgesuchte Gruppen mit Anmeldung zu den Dienstzeiten Zutritt. Statistisch sind das sieben Personen pro Tag - die Polizeischüler im Haus mitgerechnet, für die ein Besuch zum Ausbildungspflichtprogramm gehört. Aber in der "Langen Nacht" Anfang Oktober wurde die Polizeischau mit fast 700 Besuchern für polizeiliche Verhältnisse geradezu gestürmt. Das macht dem weiblichen Führungsduo Mut für seinen neuen Weg.

Rund 3.000 ausgestellte Exponate geben einen Überblick über rund 800 Jahre Polizeigeschichte in der Bundeshauptstadt. Hier gibt es alte Uniformen aus unverwüstlichem Brennnessel-Material. ("haltbar aber kratzig"), und den ersten Dienstrevolver ("Gasser 9mm), der in seinem Maß auch dem Western-Helden Billy The Kid zur Ehre gereicht hätte. Viele Polizeikappen, Orden und Artefakte aus dem alltäglichen Polizei- und Gefängnisleben runden die Schau ab. Fotos, Bilder und Schilder gehören ebenfalls dazu. Im Keller lagern weitere 3000 Objekte. Die alten Polizeifahrzeuge, vom Fahrrad über das Motorrad bis zu diversen Oldtimer-Autos sind auf Anfrage mit einer Genehmigung in der Garage der Kaserne zu besichtigen.

Besondere Museumsobjekte bilden zwei legendär gewordene Enigma-Maschinen der Nazizeit, mit denen verschlüsselte Informationen übermittelt wurden und das "Schwurkreuz". Die Besonderheit bei diesem alten Kruzifix: Hier haben frisch gebackene Polizisten ab 1869 dem seinerzeitigen Kaiser ihre Treue geschworen.

Das neue weibliche Führungsduo versucht nun das öffentliche Interesse in der "Langen Nacht" aufzugreifen und neue Impulse zu setzen. Landmann will die Besucherzahl im nächsten Jahr verdoppeln - das wären dann rund 5.000. "Die Menschen sollen sich hier nicht langweilen", sagt sie. "Wir haben auch eine Unterhaltungsabsicht." Strauß will dem derzeit laufenden Schwerpunkt des Innenministeriums zur Aufarbeitung der Nazi-Zeit in der Exekutive "auch mit einem musealen Schwerpunkt versehen".

Die "Wiener Zeitung" will ihrer Leserschaft das bisher beschränkt zugängliche Museum für kleine Gruppenführungen kostenlos zugänglich machen. Melden Sie bitte allfälliges Interesse an: paul.vecsei@wienerzeitung.at