Zwar ist die 1703 gegründete "Wiener Zeitung" ein gutes Stück älter, aber das Alter von Wiens ältester Platane aus dem Jahr 1780 ist auch ganz imposant. Was beide verbindet: Bis vor rund 20 Jahren stand der wunderbare Baum direkt im Blickfeld der Redaktion. Dann übersiedelte die Zeitung. Sie ist heute im Media Quarter Marx beheimatet. Der beeindruckende Baum-Methusalem hingegen blieb an seinem Platz am Rennweg 14 stehen. Was heute vom riesigen Naturdenkmal äußerlich sichtbar ist, wurde straßenseitig eingerüstet und gut abgesichert. Denn Alter, Verkehr und Umwelt haben dem Baum zu schaffen gemacht. "Es besteht keine Gefahr, dass er bricht", sagt Stadtgartendirektor Rainer Weisgram. "Er ist zwar ein alter Herr, aber in einem akzeptablen Gesundheitszustand."
Gepflanzt wurde der Baum einst von Nicolaus Joseph Freiherr von Jacquin (1727 bis 1817). Er war erster Direktor des damals gegründeten Botanischen Gartens. Dieser bezaubert noch heute mit seinen Naturschönheiten Spaziergänger und Touristen in Wien.
Wolfgang Amadeus Mozart gab einst im Haus des Adeligen Klavierunterricht. Eine Dame dort soll ihm am Herzen gelegen sein. Nach der Legende ging der Komponist fast täglich am Baum vorbei. Deshalb nennt man ihn in Wien auch "Mozart-Platane".
Diese ist der älteste Straßenbaum der Stadt. Und trägt laut einem Schild offiziell die laufende Nummer 9 von Wiens Naturdenkmälern. Die Gattungsbezeichnung Platanus orientalis lautet deutsch: Morgenländische Platane. Seit 1936 steht sie laut amtlichem Bescheid unter Naturschutz.
Ganze 6 Meter beträgt der Umfang des Stammes des Riesen. In der Höhe erreicht er etwa 20 Meter. Das Stadtgartenamt kümmert sich sorgsam um das grüne Juwel. "Innen gibt es eine Höhlung", weiß dessen Direktor. Kräftige Verstrebungen vor allem auch der Krone sorgen für statischen Halt. Nicht auszudenken, wenn etwa ein Sturm den Riesen plötzlich umwerfen würde und Fußgänger oder vorbeifahrende Autos gefährdet wären. Doch im Gegenteil, auch die Orkane der vergangenen Wochen konnten ihm mit seinen Sicherungen nichts anhaben.
Seit nunmehr geraumer Zeit ist der Baum, verkehrstechnisch gesehen, mit gelb leuchtenden Kunststoffbarrieren eingezäunt: Das liegt an deutlichen Hebungen der weitverzweigten Wurzeln, welche die Gehsteigdecke ordentlich aufgewölbt haben. Die Spaziergänger werden seither in einer kleinen Schleuse um den Baum herumgeleitet.
Dabei ist der mächtige Straßenbaum nicht einmal der älteste Baum in den inneren Bereichen der Stadt. Diesen Titel trägt wohl eine "Schwester" in der Nachbarschaft im Innenhof des Hauses Rennweg 12. Die "Tausendjährige Eibe" ist laut Botanikern wahrscheinlich sogar mehr als zweitausend Jahre alt und wird auf die Römer zurückgeführt. Sie ziert den Garten des Europäischen Patentamtes, das dort seinen Sitz hat. Diese Eibe muss zwar nicht statisch gestützt werden und ist in den Ausmaßen auch nicht so imposant. Aber da sie nur wenige Auserwählte zu Gesicht bekommen, ist sie auch nur Spezialisten bekannt.