Fans und Spieler halten stolz die schwarz-weißen Vereinsfarben ihres Fußballklubs in Ehren. Auch wenn man heute nur mehr in der Regionalliga Ost kickt, zählt der Wiener Sport-Club (WSC) zu den traditionsreichsten Fußballvereinen der Stadt.

Er wurde einst aus dem Wiener Cyclistenclub heraus geboren. 1907 nahmen einige Mitglieder zu den Fahrrädern die sprichwörtliche "Wuchtel" dazu und verwendeten fortan die Luftpumpen zum Aufblasen selbiger. Vor 63 Jahren, 1959, hatte der Sport-Club seinen besten Lauf mitsamt seinem größten Spieler, Erich Hof (1936 - 1995). Man wiederholte als Meister und Cupsieger das Double von 1958. Dann kickte der WSC in einem legendären 7:0 die Ithaker von Juventus Turin aus dem Europacup und besiegte auch noch den brasilianischen Verein FC Santos, mit dem weltbesten Spieler Pelé. Bereits nach 15 Minuten versenkte der Hof Erich das erste Mal die Kugel im "Türl" der Brasilianer und spielte sie weiter "schwindlig". Zwei weitere Treffer sollten noch folgen.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Nach vielen Krisen und einer Art Neugründung 2016 fristet der Wiener Traditionsverein aus Dornbach in unmittelbarer Nähe zum Friedhof derzeit ein kleines, aber feines Dasein in der dritten Liga, der Regionalliga Ost. Der ersehnte Aufstieg zurück zur alten Größe wird sich wohl nicht allzu rasch ausgehen. Derzeit hält man immerhin hinter den Erzrivalen Vienna und Stripfing mit fünf Punkten Rückstand Platz drei.
Das Leben im Unterhaus begleitet seit Jahren eine besondere Fankultur. Gewinnen ist beim Sport-Club zwar wichtig, aber nicht das Wichtigste. Mehr noch zählt familiäres Zusammensein auf und rund um die Tribünen. Gelebte Fairness, Toleranz und freundlicher Umgang mit Fans der Gegner, Spaß an Sport und Spiel sind kennzeichnend für die Atmosphäre am Platz. Gewalt und Fremdenhass sind verpönt.
Auf den meist gut besuchten Rängen herrschen eigene Rituale: Einfallsreiche Fangesänge gibt es oft auch auf Englisch. Das leidenschaftliche Singen zählt hier mehr als Fahnenschwingen. Auf der Friedhofstribüne, dem Rückgrat aller Fanaktivitäten, begleiten die "Schlüsselkinder" jeden Eckball und Freistoß in Tornähe mit heftigem Geläute ihrer Schüsselbünde. Der Wunsch dabei ist ganz klar: Es möge im gegnerischen Tor richtig "klingeln". Dann verfügt der Sport-Club noch über einen äußerst beliebten Platzsprecher. Der ist wirklich blind. Sehende Assistenten helfen Roland Spöttling bei seinen bejubelten Kommentaren am Mikrofon.
Noch einer am Platz hat die Herzen der WSC-Fans besonders erobert: "Herr Leo", der sich immer in ordentliches Tuch gekleidet um die Sauberkeit der WCs und sonstige Hygiene kümmert. Er erfreut sich höchster Achtung und Beliebtheit. Man nennt ihn respektvoll "Sanitär-Manager" des Vereins. Als er im Vorjahr erkrankt ausfiel, bangte die Fangemeinde. Das war sogar dem ORF-Wien einen TV-Beitrag wert. Jetzt ist Leopold Hruschka wieder da. Die WSC-Fans sind ganz erleichtert, weil sie sich wieder wie gewohnt erleichtern können.
Nun soll es in gewohnter Solidarität mit dem sportlichen Aufstieg vorangehen. Will doch der Traditionsverein an frühere Tage anknüpfen. Immerhin bespielt man in Hernals den ältesten noch bespielbaren Fußballplatz Österreichs.