Weihnachten 2020 ist lange her. Damals fand ein Palliativprojekt für schwerkranke Kinder am Steinhof in Wien fernsehgerecht viel Beachtung, Spenden und Politiker-Applaus. Auch die "Wiener Zeitung" berichtete.
Der "Lichtblickhof" konnte das Scheinwerferlicht gut gebrauchen. Versuchen doch dort rund 40 engagierte Frauen, mithilfe geschulter Tiere das Leid kleiner, schwerkranker Patienten zu lindern, ihnen in jedem Fall aber viel Freude zu bereiten. Kann etwa eines der rund 350 Kinder, die dort wöchentlich behandelt werden, nicht mehr zu einem Pferd kommen, fährt man eben mit dem Krankenbett in die Koppel bis zum geliebten Pferd. Alle Einrichtungen dafür haben die Mitarbeiterinnen des Lichtblickhofs und ihre Unterstützer in Eigenregie erbaut oder adaptiert. Mechanische Hürden bilden bei ihrer Leidenschaft kein Problem. Mit bürokratischen Schranken läuft das anders.
Angefangen hat am Steinhof alles 2001. Damals gründete "Pferdeflüstererin" Roswitha Zink (42) gemeinsam mit Verena Bittmann, Sophie Knapp und Dorothea Haas die Einrichtung auf Vereinsbasis. "Emotion" heißt bis heute der Verein mit dem Herz für Kinder.
Alles funktionierte von Anfang an in Eigenregie. Heute sind weitere acht hochqualifizierte Therapeutinnen eher für Gottes Lohn an Bord. Spender aus der Baubranche errichteten eine Halle, notdürftige, aber brauchbare Stallungen. Wer die tatkräftigen Frauen einmal bei der sensiblen Arbeit gesehen hatte, war ohnedies rasch zur Unterstützung bereit. Also sorgten der frühere Verwaltungsdirektor des Otto-Wagner-Spitals und der Generaldirektor des Krankenanstaltenverbundes (KAV) als Träger, für die Übernahme von Strom-, Wasser- und Anschlusskosten. Dem Verein blieben ohnehin 800.000 Euro jährlich, die bedeckt werden mussten. So bekam "Licht ins Dunkel" Wind von der Sache und rückte das Projekt ins richtige Licht.
Das bedeutete Auftrieb. Mithilfe der Gesiba entstanden nun kleine Wohneinheiten auf dem Gelände. Kranke Kinder können dort eine Zeit lang gemeinsam mit ihren Familien zur Tiertherapie untergebracht werden. Mit 1. Juni öffnet "emotion" auf dem Gelände das erste Kinderhospiz.
Allein es fehlt die rechtliche Absicherung. Nein, es geht nicht um Millionen, vielmehr um ein bürokratisches "Ding" namens "Nutzungsvereinbarung". Die braucht es, weil es die KAV-Direktoren nicht mehr gibt. Das Krankenhaus betreibt jetzt die Nachfolgeorganisation Wiener Gesundheitsverbund (WiGev). Der sollte das Gelände längst an die Forstabteilung MA49 abgetreten haben. Dann könnte der Oberförster der Stadt endlich einen Nutzungsvertrag machen. Kann er aber nicht. Weil der WiGev ist noch nicht ausgezogen. Er wird das auch nicht so bald tun. Denn die WiGev-Gärtner haben dort ihr Büro. Und wo sollen sie denn hin. Die Stadtgarendirektion will sie nicht und sie wollen nicht zu den Stadtgärtnern. Schließlich ist das eine andere Firma und am Steinhof ist es sehr schön. Und der WiGev hat keine anderen Büros. Und die Personalvertretung hat auch noch ein Wort mitzureden. Gelernte Österreicher wissen, der Oberförster kann seriös kein Nutzungsrecht an die Pferdeflüsterer vergeben, solange der WiGev dort noch Benützungsrechte hat.
Also braucht es ein Machtwort, um vor der nächsten "Licht ins Dunkel"-Aktion den Knoten zu lösen. Stadtrat für Gesundheit ist Peter Hacker. Zuständig für Fortsachen ist Jürgen Czernohorsky. Beide gehören der SPÖ an.