Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht bedingungslos - ein Ereignis, dem am Sonntag am Wiener Heldenplatz gedacht wird. Um 19.30 Uhr beginnt das "Fest der Freude", erinnert wird an die Befreiung Österreichs vom NS-Terror. Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird eine Ansprache halten, ebenso der Vorsitzende des Mauthausen-Komitees Österreich, Willi Mernyi.

Höhepunkt ist ein Auftritt der Zeitzeugin Erika Freeman - die Jüdin musste im Alter von zwölf Jahren vor den Nazis in die USA flüchten. Eine Darbietung der Symphoniker sowie der Sopranistin Chen Reiss ist vorgesehen.

Bis in die 1990er-Jahre gedachten rechtsextreme Burschenschafter am Heldenplatz der Niederlage der Wehrmacht und betrauerten im rechten Flügel des Burgtores die gefallenen Soldaten - die der diversen NS-Verbrecherorganisationen mit eingeschlossen. Ab dem Jahr 2002 gab es Bemühungen verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen, am 8. Mai nicht einer Niederlage, sondern eines Sieges zu gedenken. Das stieß unter anderem deshalb auf Widerstand, weil die sowjetischen Befreier im April 1945 nur zum Teil begrüßt wurden. Es kam zu Plünderungen, Vergewaltigungen und Erschießungen.

Die Erstürmung Wiens durch die Rote Armee fand Anfang April 1945 statt, im Stadtgebiet wurde tagelang heftig gekämpft. Die Wiener, die nicht flüchten konnten, warteten in Kellern auf das Ende der Schlacht. Wie viele Zivilisten damals umkamen, ist bis heute nicht geklärt.

Der aktuelle Krieg in der Ukraine wirkt sich auch auf die Gedenkfeiern aus. Die ukrainische Diaspora wird am 8. und 9. Mai den Schwarzenbergplatz, wo sich der Hochstrahlbrunnen und das sowjetische Heldendenkmal befinden, in Beschlag nehmen. Unter dem Motto "Tag der Befreiung: Gedenken statt Paraden" will man an den laufenden Krieg in der Heimat erinnern. Es soll eine Fotoausstellung "Schmerzhaftes Gedenken. Bilder aus der Ukraine" und eine künstlerische Installation geben. Neben dem ehemaligen tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg und dem Nationalratsabgeordneten Helmut Brandstetter von den Neos wird am Nachmittag der Politikberater und Ukraine-Experte Gregor Razumowsky eine Rede halten.

Straßen gesperrt

Bei der offiziellen Gedenkveranstaltung des Bundeskanzleramtes wird der russische Botschafter Dmitri Ljubinski nicht anwesend sein. Er wurde ausgeladen. Der Vertreter Moskaus hat umgehend seinen Missmut bekundet und betont, dass heuer wie gewohnt am 9. Mai mit Kranzniederlegungen am Schwarzenbergplatz und am Zentralfriedhof des Sieges gedacht wird. Die meisten GUS-Länder wären dabei vertreten, hieß es. Es soll zudem ein Erinnerungskonzert und einen kleinen Umzug zum Veteranen-Gedenken in der Nähe des Stephansdomes geben.

Abseits davon wird es in Wien am Sonntag wegen des "Wings for Life World Runs" zu zahlreichen Straßensperren kommen. So wird der Ring zwischen Operngasse und Schottengasse von 10 bis 15.30 Uhr und der Franz-Josefs-Kai von 12.30 bis 15 Uhr nicht befahrbar sein. Auch Linke Wienzeile, Gumpendorfer und Mariahilfer Gürtel, Roßauer Lände und Zweierlinie sind zwischen 12.30 und 14 Uhr gesperrt.