Die Kirchentüren bleiben heute, Freitag, ungewöhnlich lange offen. Die Lange Nacht der Kirchen bietet ein breites Spektrum an Veranstaltungen: Von Konzerten über Ausstellungen bis hin zu Führungen durch mystische Orte, die normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. 150 Kirchen und christliche Organisationen nehmen in Wien an dem religiösen Großevent teil und bieten mehr als 900 Veranstaltungen. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen jedoch teilweise notwendig.
Allerdings ist heuer die Hälfte Österreichs nicht dabei: Salzburg, die Steiermark, Kärnten und Vorarlberg pausieren dieses Jahr. Letzteres Bundesland ist von Haus aus nur alle zwei Jahre dabei. Das Fehlen der anderen drei liegt an pandemiebedingter Schwächung von Organisation und Planungsunsicherheit. "Sie pausieren, um nächstes Jahr mit neuer Kraft wieder dabei zu sein", hieß es von der Erzdiözese Wien.

Dafür findet die Lange Nacht der Kirchen nicht nur in Österreich statt. Auch in Südtirol und zahlreichen weiteren Regionen Italiens sowie in Tschechien und der Slowakei gibt es für Jung und Alt Veranstaltungen in den während der Abend- und Nachtstunden geöffneten Gotteshäusern.
So kann man in Wien das Priesterseminar besuchen, in der Pfarrkirche Pyhra Messwein verkosten, in Dorf Tirol bei Meran bei "Rock the church" shaken oder sich durch das Lichterlabyrinth vor der Evangelischen Bergkirche Schmiedrait in Oberschützen begeben.
Geprägt vom Ukraine-Krieg
Geprägt sei die Veranstaltung von den Herausforderungen des Krieges in der Ukraine, sagt Kardinal Christoph Schönborn. "Unsere offenen Kirchentüren können hier eine Botschaft vermitteln, dass das Vertrauen auf das Evangelium Ängste abbauen kann." Er lade alle Menschen ein, "das Erleben von Frieden und die Erfahrung der Stille zu spüren", so der Wiener Erzbischof. Die offenen Kirchen in der Langen Nacht seien ein Zeichen gegen die Angst.
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen lädt dazu ein, an einer der Veranstaltungen teilzunehmen. "Der Wert des Friedens wird uns gerade jetzt wieder deutlich bewusst, wo Menschen mit wenigen Habseligkeiten vor einem grausamen Krieg flüchten müssen - mitten in Europa", so das Staatsoberhaupt. Kirchliche Einrichtungen seien in Krisenzeiten oft die ersten Anlaufstellen für Hilfesuchende und würden wichtige humanitäre Hilfe leisten.
Wie auch in den vergangenen Jahren findet die Lange Nacht der Kirchen als ökumenisches Event statt. In Wien steigt sie 2022 bereits zum 17. Mal. 2020 musste die Veranstaltung aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. 2021 haben die Organisatoren die Inhalte auch digital aufbereitet.