Nobelpreisträger Eric Kandel gab am Freitag den Startschuss für den Bau eines nach ihm benannten Zentrums für Präzisionsmedizin am Campus der Medizinischen Universität Wien (MUW). Ab Ende 2026 sollen am "Eric Kandel Institut" rund 200 Forscher individuell auf einzelne Patientinnen und Patienten zugeschnittene Präventions-, Diagnose- und Therapiemethoden entwickeln. Die Kosten in Höhe von 90 Millionen Euro werden zum Großteil von der EU getragen.

"Es ist eine große Ehre für mich, dass dieses Institut meinen Namen trägt", sagte der 93-jährige in Wien geborene US-Neurobiologe Kandel beim Baustart-Termin, zu dem neben MUW-Rektor Markus Müller Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP), der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und AKH-Wien-Direktor Herwig Wetzlinger gekommen waren.

75 Millionen Euro von EU

Der neue Bau am Gelände der ehemaligen "Klinik Deutsch" im Alsergrund soll auf 6.000 Quadratmetern Nutzfläche Raum für verschiedene Einheiten zur Erforschung von Möglichkeiten der personalisierten und digitalen Medizin geben. Aus dem EU-Wiederaufbaufonds kommen 75 Millionen Euro für den Bau, durch Spenden wurden zwei Millionen Euro dafür aufgebracht. Den Rest finanzieren Bund und MUW.

Die Medizin-Uni hatte vor einem Jahr bekannt gegeben, dass das neue Zentrum nach Kandel benannt wird. Rektor Müller erinnerte am Holocaust-Gedenktag daran, dass das Institut in der Nähe der einstigen Wohnadresse von Kandels Familie in der Severingasse gebaut wird und dieser mit seiner jüdischen Familie 1939 von den Nazis vertrieben wurde.

Kandel studierte nach seiner Flucht in die USA an der New York University Medizin, um Psychiater zu werden, entschied sich aber dann für die Grundlagenforschung und widmete sich der experimentellen Untersuchung biologischer und molekularer Vorgänge im Gehirn. Im Jahr 2000 erhielt er für die Entdeckung, dass Veränderungen der Stärke von Verbindungen zwischen Nervenzellen die Grundlage für Lernvorgänge im Gehirn darstellen, den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.