Er war ein Superstar und typischer Wiener: Vor 25 Jahren, am 6. Februar 1998, hat der Tod von Johann Hölzel Österreich erschüttert. Der als Falco bekannte Ausnahmemusiker krachte beim Ausparken in Puerto Plata in der Dominikanischen Republik mit seinem Geländewagen mit einen vorbeikommenden Bus zusammen. Er war sofort tot. Sein Ableben verlief damit quasi wunschgemäß. "Wenn ich schon mal zu früh sterben sollte, dann wie James Dean - auf einer Kreuzung, im Porsche. Zack. Aus", hatte er einmal erklärt.

Hansi Hölzel pflegte sein Image als edel gekleideter Falco. 
- © apa / H. Mican

Hansi Hölzel pflegte sein Image als edel gekleideter Falco.

- © apa / H. Mican

Falco war der letzte große Gigerl, diese urwienerische Figur, die das Ausgehen, die Frauen und den Alkohol liebt. Vor allem legt der Gigerl besonderen Wert auf die äußere Erscheinung. Damit will er manchmal vorgeben, mehr zu sein, als er ist, sich aber jedenfalls gegenüber anderen abgrenzen. Und so trat Falco mit Gel-Frisur, Designeranzug und Sonnenbrille auf. Seine Sprache orientierte sich mehr an Burgschauspieler Oskar Werner denn an den Menschen, mit denen er im Arbeiterbezirk Margareten aufwuchs. Damit unterschied er sich von anderen Austro-Popern wie Wolfgang Ambros oder Georg Danzer. Diese verkörperten eher den zünftigen Wiener. Während die einen Hawara von der Nachbarstieg’n gaben, inszenierte sich Falco keck und unnahbar. "Wenn sich mir jemand in den Weg stellt, zünd’ ich mir eine Zigarette an und blas’ ihn einfach um", sagte er.

Falcos Schmäh zog

Falcos Schmäh zog - in Österreich und der ganzen Welt. Bis heute ist "Rock Me Amadeus" das einzige deutschsprachige Lied, das es auf den ersten Platz der US-Billboard-Charts schaffte.

Doch ein Superstar zu sein, hat seinen Preis. Das wusste auch Falco. "Wenn der Erfolg schneller wächst, als die Seele mitwachsen kann, hat man Probleme", sagte er einmal in einem Interview. Seine erste große Single "Der Kommissar" schlug ein - von Österreich bis nach Japan - und machte den 24 Jahre alten Hansi zum Millionär. Falco sorgte mit Alkoholexzessen, Drogenkonsum und unglücklichen Liebschaften für Schlagzeilen. Sein Zitat: "Wer sich an die 80er erinnern kann, hat sie nicht miterlebt", hat es aufs Cover der Musical-DVD "Falco meets Amadeus" geschafft. Dabei verbarg sich hinter der Fassade des Gigerl immer noch der einfache Bub aus Margareten.

Falco war nie versessen auf eine Karriere in der großen weiten Welt. Einen Umzug nach Los Angeles lehnte er ab. Seine Plattenfirma wollte ein Duett mit Madonna arrangieren. Der bloße Gedanke daran ließ Falco in absoluter Verweigerung erschaudern. Ebenso zuwider war ihm die Idee, "den Kommissar" für den italienischen und französischen Markt in den entsprechenden Landessprachen covern zu lassen. Wehren konnte er sich dagegen allerdings vertragsbedingt nicht. Die englische Cover-Version schaffte es auf Platz 5 der US-Charts.

Falco war Wien verbunden, ein Familienmensch und seinem Umfeld zufolge sehr ordentlich. Die Fugen im Badezimmer soll er selbst mit der Zahnbürste gereinigt haben. Die Beziehung zu seiner Mutter hielt er stets hoch. Und wenn es nur in seinem Unterbewusstsein war: Falco suchte Halt und Geborgenheit. Umso härter dürfte der Rückschlag gewesen sein, als ein Vaterschaftstest ergab, dass Falcos damals sechsjährige Tochter gar nicht seine leibliche war.

Irgendwann wurde ihm das alles zu viel. Er zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück und in die Dominikanische Republik. Bei seiner Obduktion fand man in dem Körper des 40-Jährigen 1,5 Promille Alkohol und Spuren großer Mengen Kokain und Marihuana.

Wenige Tage später erschauderte Österreich erneut, nachdem Falcos unvollendetes Album posthum veröffentlicht wurde. "Muss ich denn sterben, um zu leben?", hieß es da im Lied "Out of the Dark". Als ob er es geahnt hätte. Als echter Wiener hatte auch Falco diese besondere, morbide, kokettierende, omnipräsente Beziehung zum Tod. "In Wien musst erst sterben, damit sie dich hochleben lassen. Aber dann lebst lang", pflegte er zu sagen. Er sollte recht behalten. Denn mit seinem Tod wurde der erblassende Superstar zur Legende.