Am heutigen Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. In vielen Kirchen werden nun Fastentücher im Altarraum aufgehängt. Traditionell ein Hingucker ist jenes im Wiener Stephansdom, für das jedes Jahr ein anderer Künstler verantwortlich zeichnet. Heuer ist es ein wandlungsfähiges Kunstwerk der Slowenin Eva Petric mit dem Titel "Human Cocoon". Die 9,5 mal 4,5 Meter große Puzzle-Skulptur besteht aus einer Aluminium-Plastik-Verbindung.
Der Kokon schwebt "als symbolische Stammzelle vor dem Hintergrund eines stark vergrößerten Bildes vermischter roter Blutkörperchen", so die Dompfarre. Die Blutkörperchen stammen von drei verschiedenen Personen - Künstlerin, Arzt/Wissenschafter und Priester - und sollen "die Vielfalt der Menschheit und die Besonderheit jedes einzelnen Menschen verdeutlichen". Am Karsamstag (8. April) verwandelt Petric den Kokon dann in ein Trio menschlicher Schmetterlinge. Die Installation, die dann den Titel "Human Butterfly@ArtScienceSpirituality" trägt, wird in der Folge bis zum 5. Juni, also bis kurz vor Fronleichnam, unter der hohen Decke des Domes schweben.
Die Tradition des Fastentuchs (auch Hungertuch, Palmtuch, Passionstuch oder Schmachtlappen) ist gut ein Jahrtausend alt. Bereits die "Consuetudines" der Abtei Farfa in Italien erwähnten um das Jahr 1000 den Brauch, der auf den Vorhang im jüdischen Tempel zurückgeht. Dieser wird im Neuen Testament Zusammenhang mit Jesu Kreuzestod mehrfach erwähnt. Zunächst meist ein einfarbiges Tuch aus Leinen oder Seide, wurde es ab dem 12. Jahrhundert immer öfter zum Kunstwerk.