Der Confare CIO-Summit ist die größte Konferenz der Leiter der IT-Abteilungen in Österreich und eine der größten in Europa. Er findet am 29. und 30. März in Wien statt. Die "Wiener Zeitung" hat sich im Vorfeld mit den Veranstaltern Michael Ghezzo und Barbara Klinka-Ghezzo unterhalten. Das Ehepaar warnt vor den Folgen des Fachkräftemangels in der IT-Branche und erklärt, wie man diesen begegnen kann.

Barbara Klinka-Ghezzo und Michael Ghezzo. - © confare
Barbara Klinka-Ghezzo und Michael Ghezzo. - © confare

"Wiener Zeitung": Wie gravierend wirkt sich der Fachkräftemangel in der IT tatsächlich aus?

Barbara Klinka-Ghezzo: Fehlende Experten werden zur Digitalisierungsbremse und zum Cybersecurity-Risiko. Trotz Inflation und Krisenstimmung steigen zwar IT-Budgets weiterhin, aber aufgrund der Vielfalt der möglichen Themen und Handlungsfelder müssen IT-Chefs stark priorisieren. Das wird noch herausfordernder, wenn die Experten fehlen, um die Vorhaben auch umzusetzen.

Michael Ghezzo: Auch Resilienz und Cybersecurity sind betroffen. Wenn die Teams unterbesetzt sind, ist nämlich auch das Wissen über die notwendigen Maßnahmen auf zu wenige Köpfe verteilt. Fällt dann jemand aus oder kündigt, ist man im Fall eines Cyberangriffs vielleicht nicht mehr ausreichend handlungsfähig.

Welche Auswirkungen haben denn Homeoffice und hybride Arbeit auf die IT von Unternehmen?

Michael Ghezzo: Um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten, sind Homeoffice und flexible Arbeitszeiten ein Muss. Die Bilanz fällt aber zweischneidig aus. Durch Arbeit, die nicht mehr an einen Arbeitsplatz gebunden ist, können Experten unabhängig von ihrem Wohnort rekrutiert werden. Das erhöht das Potenzial. Trotzdem spüren viele IT-Chefs, dass die Produktivität unter dem verteilten Arbeiten leidet. Allzu oft sind es menschliche Faktoren, die über den Erfolg großer und komplexer Projekte entscheiden. Experten, die isoliert im Homeoffice arbeiten, sind darüber hinaus ein gefundenes Fressen für Headhunter. Mit großem Abstand von Führungskräften und Team ist man wesentlich leichter bereit für die nächste Gehaltssteigerung den Arbeitgeber zu wechseln.

Welche Perspektiven gibt es denn, um die Personalproblematik in den Griff zu bekommen?

Barbara Klinka-Ghezzo: In der IT ist der Fachkräftemangel zum Teil hausgemacht. Es gibt immer noch eine Menge Vorurteile: IT sei nichts für Frauen. IT wäre nur Programmieren und Technik. Außenstehende sehen gar nicht, was für spannende Aufgaben die Unternehmens-IT zu bieten hat. Verschärft wird das durch die eigene IT-Sprache. Man versteht kaum mehr all die kryptischen und interpretierbaren Jobtitel, mit denen die Ausschreibungen daherkommen. Es braucht Kommunikation und Sichtbarkeit nach außen, um auch jene Menschen anzusprechen, die eine Karriere in der IT gar nicht in Betracht ziehen. Für Frauen im Allgemeinen bietet die IT gerade unheimlich viele Chancen. Hier werden erstklassige Gehälter, Aufstiegschancen und Flexibilität geboten, denn das gesamte Metier lechzt nach mehr Diversität.

Michael Ghezzo: Auch Quereinsteiger sind gefragt, denn viele der IT-Jobs sind heute an der Schnittstelle zwischen Technik und Business angesiedelt. Jungen Menschen muss man zeigen, dass Innovation nicht nur bei Start-ups und Hyperscalern passiert. Gerade in Industrie, Handel, Gesundheitswesen, Verwaltung - und zwar auch im Mittelstand - gibt es tolle Projekte und Technologien. Dafür laden wir beispielsweise erstmals aktiv Schüler dazu ein, beim Confare CIO-Summit einen Eindruck von der IT-Welt zu gewinnen. Mit Livin-IT.net haben wir auch eine eigene Online-Plattform ins Leben gerufen, um IT-Jobs zu erklären und das Leben in der IT erlebbar zu machen.

Was kann man als CIO aktiv dafür tun?

Barbara Klinka-Ghezzo: Nun, ein Weg ist natürlich durch die Einreichung beim Confare CIO-Award die Sichtbarkeit der eigenen IT zu erhöhen. Wer will nicht in einer ausgezeichneten IT arbeiten? Aber Eigenwerbung beiseite: Wirklich entscheidend ist, wie man die eigene IT im Unternehmen positioniert. Eine Abteilung, die nur als Kostenfaktor wahrgenommen wird oder lediglich als interner Dienstleister erledigt, wozu sie beauftragt wird, ist als Arbeitgeber weit weniger attraktiv als ein Team, das für Innovation und Business steht. In Zukunft wird die liebgewordene Trennung zwischen IT und Business einfach nicht mehr zeitgemäß sein.