Das U4 wurde 1980 geboren. An einem Donnerstag im Mai sperrte es auf. Dieser Wochentag sollte der neue Tag zum Weggehen in der damaligen Wiener Szene werden. Anfangs gab man sich beim Einlass im Kellerclub auf der Schönbrunner Hauptstraße sehr restriktiv. Die Türpolitik oblag dem frisch zugereisten Münchner Conny de Beauclair. Eigentlich sollte es für ihn nur ein vorübergehender Nebenjob werden. Doch dann blieb er dem Lokal bis zu seinem Ruhestand als Mitarbeiter und darüber hinaus treu.

Kurz nach der Eröffnung begründete Falco im U4 seine musikalische wie emotionale Heimatstätte. In den darauffolgenden Jahren gab es im U4 alles, was die 80er Jahre hergaben: New Wave, Rock, jede Menge Party und den ersten Schwulen-Club Wiens, das Heaven. Mit seiner Liste an prominenten Gästen und Künstlern muss sich das U4 auch nicht hintanstellen. Nirvana, Sade, Prince oder Johnny Depp beschallten allesamt die Kellerwände, um nur einige zu nennen.

Gehört zum Inventar des U4: Der ehemalige Türsteher Conny de Beauclair. - © apa / G. R. Artinger
Gehört zum Inventar des U4: Der ehemalige Türsteher Conny de Beauclair. - © apa / G. R. Artinger

In den 90er Jahren gab es dann Wiens ersten Studentenclub, den Tuesday Club sowie die Notte Italiana. Nach einigen betrieblichen Turbulenzen und kurzer Schließung gab es 2006 schließlich eine völlige Neuübernahme. Die fünf neuen Gesellschafter stellten das U4 auf neue Beine, ohne jedoch den Charakter der Lokalität zu verändern. Ziel war und ist es, dem Publikum einen sicheren Fortgeh-Anker zu bieten.

Trendbefreit

Man macht also nicht jeden musikalischen oder stilistischen Trend mit, sondern setzt auf Bewährtes und Zeitloses, respektive, U4-Typisches. Am Dienstag gibt es jetzt einen neuen Studenten-Club, am Mittwoch klassische 90er-Musik, donnerstags Hip-Hop. Am Wochenende hat man das Konzept von früher gänzlich erhalten. Da spielt es am Freitag wie gewohnt Rock und jeden Samstag beim Behave Unterhaltungsmusik aus mehreren Jahrzehnten. Die Gäste bewegen sich altermäßig zwischen 18 und 25 Jahren, Freitag ausgenommen - da sieht man ein deutlich älteres Publikum.

Aus der Leidenschaft für das Rockgenre entstand dann auch die Idee, eine "Rock-Bar" zu betreiben. Dies wurde dann auch vor mehr als 10 Jahren am Getreidemarkt in 1060 Wien realisiert, der Name ist mit "Addicted to Rock" ident mit der Freitagsveranstaltung. Dort werden neben kerniger Musik delikate Burger und Gin Tonic geboten. Betreiber ist eine eigene GmbH, an der U4-Verantwortliche beteiligt sind.

Nachdem Falco ein ausgesprochenes Naheverhältnis zum U4 hatte, sah man sich auch nach seinem Tod seiner Person verpflichtet. Dem wollte man mit einer eigenen Falco-Night gerecht werden. Diese findet seit seinem Tod 1998 jedes Jahr in zeitlicher Nähe zu seinem Geburtstag statt - also kurz vor oder nach dem 19. Februar. Dann spielt fast immer seine einstige Originalband rund um Thomas Rabitsch Lieder aus dem reichhaltigen Sortiment des Ausnahmekünstlers. Lediglich Schlagzeuger Thomas Lang ist nur selten mit von der Partie, da er in Los Angeles lebt. Zur Falco-Night reisen Fans aus ganz Europa an, um der rauschenden Party im U4 zu frönen und des "Falken" zu gedenken.

Noch bevor die Pandemie die Welt und die Clubszene in ihren Würgegriff nahm, trat Conny de Beauclair als Mitarbeiter der Szenedisco in den wohlverdienten Ruhestand. Für die Sicherheit ist nunmehr eine Security-Firma zuständig. Das junge Publikum kennt die einstige Türsteher-Ikone Conny jetzt nur mehr von Erzählungen der Eltern, die einst selbst Gäste waren.

Sowohl die neuen Securities, als auch die Kellner erhalten übrigens eine spezielle Schulung der Stadt Wien, die unter dem Namen Rettungsanker läuft. Dabei werden die Teilnehmer für das Thema sexuelle Belästigung sensibilisiert. Konkret heißt das, U4-Mitarbeiter haben ein wachsames Auge in Richtung weiblicher Gäste - auch in Sachen K.o.-Tropfen. Beim Verlassen der Diskothek haben Securities die zusätzliche Aufgabe, darauf zu achten, dass einzelne Frauen nicht von Männern in unerwünschter Weise verfolgt werden.

Erneuerung in der Pandemie

Die Pandemiepause nutzte die Geschäftsführung des U4, um die Innenausstattung vollkommen zu sanieren. Licht- und Tonanlage sowie alle Barbereiche samt Bühne wurden erneuert, allerdings ohne die Optik zu ändern. Alles sieht aus wie vorher, nur ist es eben neuwertig.

Ebenfalls neu und doch Teil des Inventars ist im U4 Conny de Beauclair, und zwar buchstäblich: Eine eigens gestaltete Vitrine erinnert an seine Person und die Bedeutung für die Kultdisco.

Außerdem ist der einstige Türsteher mittlerweile noch als Eventfotograf tätig und bleibt dem U4 so - wenn auch in der zweiten Reihe - erhalten. Vielleicht wird es auch er sein, der in sieben Jahren die Fotos von der 50-Jahr-Feier von Wiens ältestem Club machen wird.