Ibiza . . . Party-Insel, HC Strache, Johann Gudenus, Oligarchennichte, Niki Laudas Villa, Insel der Reichen . . . diese und ähnliche Dinge fallen den meisten Pensionistinnen und Pensionisten als Erstes ein, wenn man sie fragt, was ihnen zu der Touristendestination einfällt, die heuer Ziel des Frühjahrstreffens vom Pensionistenverband Österreichs ist. Fünf Wochen lang organisiert hier Seniorenreisen in der Vorsaison Ausflüge für mehrere tausend Menschen und gibt der Balearen-Insel damit den Ruf wieder, den sie eigentlich verdient hat - nämlich jenen als einzigartiges Naturjuwel, das auch abseits einer dekadenten Partykultur viele andere Inseln im Mittelmeer mühelos in den Schatten stellt: weite Sandstrände mit karibischem Flair, mystische Kraftorte wie der Es-Vreda-Felsen, nach Nadelholz duftende Pinienwälder, seltene Orchideenarten, smaragdgrün schimmernde Pityusen-Mauereidechsen - und dank des Posedonia-Seegrases glasklar-türkisgrünes Meerwasser. Das Wichtigste sowohl für die ältere Generation als auch für Seniorenreisen ist natürlich: Die Pandemie ist halbwegs überstanden und die "Pensis" reisen wieder.

"Wir haben im Vorjahr nach der Pandemie wieder mit Seniorenreisen begonnen - die Reaktion in Form der Buchungen waren sehr erfreulich: Die Leute waren zwei Jahr lang zu Hause eingesperrt und sind jetzt reisesüchtig", erzählt Günther Ster, sozusagen der General Manager für das heurige Frühjahrstreffen auf Ibiza.

Günther Ster begrüßt in roter Seniorenreisen-

Jacke alle Gruppen am Flughafen. - © Christian Rösner
Günther Ster begrüßt in roter Seniorenreisen-
Jacke alle Gruppen am Flughafen. - © Christian Rösner

Einfach war laut Ster der Neustart nach der Pandemie nicht. "Da wir ein extrem kundenfreundliches Stornosystem für unsere SeniorInnen haben, haben wir zum Teil regelrechte Stornowellen erlebt", erzählt Ster. Also eine große wirtschaftliche Herausforderung. Und gleichzeitig gab es die Treibstoffpreissteigerungen, die laut Ster hohe Nachzahlungen nach sich gezogen haben.

Problem Treibstoffpreise

In San Gertrudis im Landesinneren Ibizas wurde eine Bodega besucht. - © Christian Rösner
In San Gertrudis im Landesinneren Ibizas wurde eine Bodega besucht. - © Christian Rösner

Gut sei für Seniorenreisen wiederum gewesen, dass die Leistungsträger - also Hotels, Busunternehmer, Restaurantbesitzer und so weiter - jene Verträge, die bereits 2018 abgeschlossen worden waren, alle eingehalten wurden. "Und immerhin sind die Treibstoffpreise heuer nicht weiter gestiegen, wir fliegen bis inklusive Mai und gehen damit den von der Opec angekündigten erneuten Steigerungen aus dem Weg", erläutert Ster, der als Flug-Broker auch für das gesamte Flugaufkommen von Seniorenreisen zuständig ist.

Für’s Fotoalbum zu Hause wurden alle Gruppen fotografiert - auch die Gruppe 17 aus der Donaustadt. - © Christian Rösner
Für’s Fotoalbum zu Hause wurden alle Gruppen fotografiert - auch die Gruppe 17 aus der Donaustadt. - © Christian Rösner

Weiters kommt Seniorenreisen zugute, dass das Unternehmen in ganz Europa herzlich willkommen ist, denn es produziert Auslastungen in der Vorsaison. "Während Hoteliers mindestens 40 Prozent Auslastung brauchen, um wirtschaftlich überleben zu können, erfüllen wir 90 Prozent in dieser Periode. Das sind für den Tourismus ganz wichtige fünf Wochen", sagt Ster. Damit sei so weit alles gut kalkulierbar - die Treibstoffpreise natürlich ausgenommen.

Dass es derzeit keine sonst bei Frühjahrstreffen üblichen Begrüßungsfest mit Folklore, Musikern und anderen Künstlern gibt, stört die Reisegäste laut Ster nicht. "Zuerst waren Großveranstaltungen wegen Corona verboten, heuer hätten wir sie zwar machen dürfen, haben dann aber vorläufig doch davon abgesehen", meint Ster. Die Preissteigerungen in allen Bereichen sei ein Argument, dass die Leute akzeptieren würden. Abgesehen davon würden ohnehin viele meinen, dass das Begrüßungsfest ihnen einen Urlaubstag wegnimmt, also sei das nicht so dramatisch. "Diese Zeit haben sie jetzt als Freizeit zur Verfügung und das genießen sie in allen Zügen. Aber es wird in Zukunft sicher wieder Begrüßungsfeste geben", ist sich Ster sicher.

Lieber in Gesellschaft

Dieser Meinung sind allerdings nicht alle Pensis, wie sie vom Seniorenreisen-Team liebevoll genannt werden. Susanne L. etwa vermisst sehr wohl die Begrüßungsfeste, die Pandemie-bedingt ausgefallen sind. Die seien immer wunderbar organisiert gewesen - "da gab es die tollsten Künstler und mehr als 20 Pensi-Busse sind da immer hingefahren".

Margarete H., Agnes P., Hannelore H. und Monika U. vermissen das sonst übliche Begrüßungsfest nicht - sie sind nämlich allesamt zum ersten Mal mit dabei - sowie auch Herr H., den am Anfang die vielen Menschen auf einen Haufen erschreckt hat. "Es ist schon sehr laut da drinnen im Speisesaal", meint er. "Also mir ist lieber, ich bin unter vielen Leuten als ich sitze alleine herum", meint Monika U. Und damit ist sie nicht die Einzige: Es seien viele über 80 und 90 Jahren mit, viele davon verwitwet, die würden die Gesellschaft der anderen sehr genießen - innerhalb einer Reisegruppe, wie etwa die Gruppe 17 aus der Donaustadt eine ist, sei das noch schöner, weil man sich untereinander schon kennt und die Dinge gemeinsam erleben könne.

Europa ist zu klein geworden

Seniorenreisen macht seine Frühjahrstreffen im Zweijahresrhythmus zu zwei Destinationen, abwechselnd für die östlichen und für die westlichen Bundesländer. 2019 und 2022 waren das Costa de la Luz und Kreta, 2023 und 2024 sind es Chalkidiki und Ibiza. Für 2025 und 2026 ist man gerade auf Destinationssuche. Grundsätzlich wiederholen sich die Destinationen bei Seniorenreisen alle zehn Jahre. "Aber Europa ist uns zu klein geworden, wir waren schon überall", sagt Ster. Die Destinationen auszuweiten geht laut dem Flugexperten auch nicht, da der Flugpreis ein wesentlicher Bestandteil des attraktiven Angebots der Frühjahrstreffen ist - alles, was länger als drei Stunden Flugzeit beträgt, würde den Preis explodieren lassen. "Und wir waren schon in Malaga oder Andalusien - das alles ist schon länger als drei Stunden", erklärt Ster.

Keine Kompromisse

Zwar sind die Alten jünger geworden - vor 30 Jahren schienen die 70-Jährigen schon richtig alt. Heute wirken sie agil, hyperaktiv und im Pensionsstress, aber die Sache mit der Altersgelassenheit hat sich nicht verändert - noch immer streiten sich die Menschen um die Sitzplätze in den Bussen, regen sich gerne auf, wenn aus der Reisegruppe jemand zu spät kommt, und beschweren sich über schlechtes Essen, nur weil einmal ein Reisegast erzählt hat, dass die Speisen nicht warm genug waren. "Das hat mit Altersgelassenheit nichts zu tun, Menschen in diesem Alter wollen einfach keine Kompromisse mehr eingehen müssen - sie sind in ihrem letzten Lebensabschnitt und wollen jede Minute davon genießen. Da sagt man dann schnell einmal, was man denkt und nimmt sich kein Blatt vor den Mund - außerdem sind die Pensis mittlerweile sehr reiseerfahren und wissen genau was gut und was schlecht ist", analysiert Ster - und nutzt die Gelegenheit, Werbung für Seniorenreisen zu machen: "Wenn wir unseren Service nicht anbieten würden, gäbe es uns schon lange nicht mehr: Wir holen die Leute zu Hause ab, bringen sie begleitet zum Flughafen - egal wo in Österreich - wir haben ihre Plätze vorreserviert, sie bekommen im Flugzeug zu essen und zu trinken, was es bei keinem anderen Reiseanbieter mehr gibt."

Kofferservice und Ärzteteams

Bei den Destinationen werden sie laut Ster abgeholt und mit Reiseleitern ins Hotel gebracht, die dann die ganze Woche mit ihnen sowohl bei den inkludierten als auch bei den fakultativen Ausflügen unterwegs sind. Die Hotels haben Ster zufolge gehobenes 4-Stern-Niveau mit Vollpension. "Wir bringen den Pensis die Koffer vom Flugzeug ins Hotelzimmer, es gibt in jedem Hotel einen Hotelreiseleiter oder eine Reiseleiterin, die immer für alle Fragen mit Rat und Tat zur Verfügung stehen", so Ster. Weiters gebe es für jeden Turnus ein Ärzteteam, das rund um die Uhr im Einsatz sei. "Wir hatten im Turnus eins einen Nachteinsatz um 3 Uhr Früh, weil ein Mann Halsschmerzen hatte - zu Hause würde nie im Leben ein Arzt wegen Halsschmerzen in der Nacht einen Hausbesuch machen. Und dieses umfangreiche Gesamtservice gibt es um ein bisserl mehr als 1.000 Euro."

Aus diesem Grund würden auch so viele Menschen mitfahren, die sonst gar nicht mehr reisen würden. "Und ich sehe die Zufriedenheit der Menschen - ich bin bei Ankunft und Abflug immer dabei, sehe, wie mich die Leute lächelnd begrüßen und sich mit einem noch größeren Lächeln nach einer Woche wieder verabschieden und mir erzählen, dass sie sich schon für nächstes Jahr angemeldet haben. Damit unterscheiden wir uns wirklich grundsätzlich von allen anderen Reiseveranstaltern und das ist unser Erfolgsgeheimnis", betont Ster.

Höhere Ansprüche

Doch die Ansprüche der Pensis sei in den vergangenen Jahren gestiegen: Früher seien die Leute mit einem kleinen Buffet zufrieden gewesen, heute müsse es alle Stückerl spielen. "Früher waren die Leute mit einem 3-Stern-Hotel happy, heute gibt es das nicht mehr. Bei uns gibt es nur noch gehobenes 4-Stern-Niveau." Und für die wohlhabenderen Pensis gebe es die Fernreisen - "wir waren schon in Australien, Südafrika, Südamerika, Vietnam, Thailand, Japan, aber auch China/Peking. Jetzt im Herbst fliege ich mit einer Gruppe nach Brasilien", sagt Ster.

Das nächste Frühjahrstreffen für die Wiener Pensis findet im Übrigen in Chalkidiki in Griechenland statt. Kassandra, Sithonia und Athos heißen die drei Finger der Halbinsel, und das Frühjahrstreffen führt konkret nach Ouranoupoli, das "Tor zum Heiligen Berg-Aghio Oros", im dritten Finger.

"Mit meinem Mann ist mir fad"

Begleitete Gruppenreisen sei für die ältere Generation einfach eine angenehmere Urlaubsvariante - aus den unterschiedlichsten Motiven. "Also, wenn ich nur mit meinem Mann alleine auf Urlaub fahre, ist mir fad", sagt Susanna H. Das sei auch mit ein Grund dafür, dass sie selbst gelegentlich Gruppenreisen organisiert - beim Frühjahrstreffen darf sie aber dieses Mal nur als Gast dabei sein ... "nur, weil ich einmal meine eigenen Flyer bei Seniorenreisen verteilt habe", erzählt sie ein wenig kleinlaut. "Aber wenn ich selber Reisen organisiere, habe ich was zu tun, kann ich mich wichtig machen - und ich organisiere alles perfekt - das hier ist ja manchmal ein Sauhaufen, so etwas gibt es bei mir nicht. Nein, stimmt gar nicht, die machen eh alles super."

"Man muss es sowieso immer so nehmen, wie es ist", erklärt wiederum Agnes P. "Ich mag jedenfalls nicht zu denen gehören, die sich immer über alles aufregen müssen . . . aber die Strache-Villa hätte ich trotzdem gerne gesehen . . ."

Der Besuch des Frühjahrstreffens des Pensionistenverbandes erfolgte auf Einladung von Seniorenreisen.