Wien. Seit Donnerstag wird die Nichtbeachtung der neuen Kurzparkzonen mit je 36 Euro bestraft, die Verkehrssituation hat sich entsprechend verändert. In einer Seitenstraße des Mariahilfer Gürtels laufen ein paar Schüler herum, Autos behindern sie dabei kaum, weder fahrende noch stehende, die meisten Parkplätze sind leer. "Parkpickerl buuh!", ruft einer beim Anblick von zwei Parkraumüberwachungsorganen, wie die offizielle Berufsbezeichnung der im Volksmund "Weißkappler" oder "Parksheriffs" genannten Kontrolleure lautet.
Seit Montag gilt das Wiener Parkpickerl im gesamten 15. Bezirk sowie in Teilen des 12., 14., 16. und 17. Bezirks. Bisher gab es eine Schonfrist für Autofahrer, die kein Parkpickerl oder einen Kurzparkschein hatten. Seit Donnerstag wird gestraft. Naturgemäß hat es am ersten Tag zahlreiche Beanstandungen gehagelt, wie Parkpickerlkoordinator Leopold Bubak berichtet. 875 Strafen waren es von Donnerstagfrüh bis zum Nachmittag, 320 davon allein in Meidling.
"Die meisten Anrainer sind begeistert", sagt einer der beiden Parkkontrolleure, die im 15. Bezirk soeben ihre Runde beginnen. Wo die Schüler nun herumrennen, sei noch vergangene Woche alles völlig zugeparkt gewesen. Auch am Mariahilfer Gürtel selbst stünden weit weniger Fahrzeuge.
Ein junger Autofahrer nennt die neue Parkplatzsituation "einen Traum": Er habe um 22 Uhr noch leicht einen Parkplatz in der Sechshauserstraße in Rudolfsheim-Fünfhaus ergattert, zuvor ein Ding der Unmöglichkeit. Schon zu Wochenbeginn ist die Zahl der parkenden Autos in Rudolfsheim-Fünfhaus zurückgegangen, obwohl bis Mittwoch noch keine Strafmandate verteilt wurden, sondern nur Verwarnungen. Das war aber auch nicht zu jedermanns Freude: "Ein Anrainer hat sich aufgeregt, dass ich noch nicht strafe, denn er zahlt ja auch ab 1. Oktober für sein Parkpickerl", erzählt der diensterfahrenere der beiden "Weißkappler".
Job dank Ausdehnung
Der andere ist gerade erst vier Wochen im Dienst, seinen Job verdankt er der Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung. Er gehört zu den 120 neu eingeschulten Kontrolleuren, insgesamt gibt es 360, erklärt Kontrollinspektor Johannes Briegl, Chef der Parkraumüberwachung. Der durch die Ausdehnung der Kurzparkzonen entstandene Mehraufwand werde außerdem durch die Zusammenlegung der "Weißkappler" mit den ehemals blaubemützten Magistratsbediensteten abgefedert: "Seit 1. September macht jeder alles", vorher hatten die beiden Überwachungsgruppen verschiedene Aufgabenbereiche.
Die Neuregelung sieht Briegl eher positiv: "Man hat die Zielgruppe erwischt, also die Pendler. Das Verkehrsaufkommen insgesamt ist gesunken. Für die Bewohner jener Wiener Bezirke, in denen das Parken immer noch gratis ist, wird die Belastung aber natürlich steigen."
Auch seine Kollegen vom Straßendienst sind der Meinung, die Parkplatzproblematik werde nicht nur in die Außenbezirke verlagert, sondern auch insgesamt verbessert. "Ich kann aber nur für den 15. Bezirk sprechen, im 16. gehts wahrscheinlich mehr zu", sagt der Dienstneuling. Die Grenze ist dort die Maroltingergasse, westlich davon darf nach wie vor gratis geparkt werden.
"Sicher sinds mehr Autos", meint dort eine junge Passantin, es scheint sie allerdings nicht sehr zu bekümmern. Eine ältere Anrainerin will von mehr Verkehr und Parkplatznot gar nichts mitbekommen haben. Dennoch sieht man deutlich: Die Autos stehen dicht an dicht in den Gerade-noch-Gratiszonen, viele mit Kennzeichen aus dem Wiener Umland oder dem Ausland. Aber auch in der neuen Kurzparkzone sieht man noch viele Autos ohne Parkschein oder -pickerl.
Schummelversuche
"Mehr Ausreden oder Schummelversuche als vor der Regelung erwarte ich nicht", sagt der ältere "Weißkappler" im 15. Bezirk. Sollten jetzt noch Falschparker in den "alten" Kurzparkzonen behaupten, sie hätten nichts von der dortigen Parkscheinpflicht gewusst, obwohl die seit 2000 gültig ist, werde sich auch jetzt nichts ändern. Auch Parkscheinfälschungen kommen schon jetzt häufig vor: "Wir kennen wirklich alle Tricks. Kopierte Behindertenausweise, mehrfach ausgefüllte und wieder ausradierte Parkzettel, da ist alles dabei."
Aber nach acht Dienstjahren könne man einen "Parksheriff" kaum noch täuschen, auch nicht durch Fälscherstifte, sagt er und zeigt zwei Exemplare her. Einer stammt eigentlich aus der Textilindustrie, wo er zum Markieren von Kleidung verwendet wird.