Kräuterdrogerie in der Kochgasse 34 im 8. Bezirk. - © Thalhammer
Kräuterdrogerie in der Kochgasse 34 im 8. Bezirk. - © Thalhammer

Wien. Gefüllte Artischocke mit Melanzanikaviar und Treviso Tardivo, Steckrüben-Olivengemüse mit Thymianmuffin, exotischer Bratapfel mit Mango und Ananas. Dieses Menü wird Starkoch Christian Petz beim 1. Wiener Vegan-Ball am 23. Februar servieren. Petz selbst ist kein Vegetarier. Jedoch wird er an diesem Abend versuchen, die vegane und gehobene Küche in Einklang zu bringen. Im Zwei-Hauben-Restaurant "Holy Moly" am Badeschiff an der Donaukanallände erwartet die Ball-Gäste ein Drei-Gänge-Menü mit rein pflanzlichen Zutaten. Nach dem Dinner gibt es eine vegetarische Snackbar. Diese gab es sogar auch am Opernball. "Wir sind überwältigt, wie hoch der Andrang im Vorverkauf ist", meint Vereinsobmann Felix Hnat vom Verein "Vegane Gesellschaft Österreich". "Immer mehr Menschen erkennen die Vorzüge der veganen Ernährung."

Geschätzte 9000 Veganer


Wien wird oft als Hauptstadt des Vegetarismus bezeichnet. Nach Schätzungen des Vereins "Vegane Gesellschaft Österreich" leben derzeit 90.000 Vegetarier in Wien und davon sind 9000 Veganer, die nicht nur keine Tiere essen, sondern auch keine Produkte, die von Tieren stammen. Die Gründe für diese Art der Ernährung seien der Tierschutz, die Gesundheit, Umwelt und Klima aufgrund der globalen Erderwärmung durch die Massentierhaltung. Aber auch der Konsumentenschutz spiele eine Rolle, vor allem in Zeiten von Pferdefleisch-Skandal oder Rinderwahn.

Auch Grünzeug kann sich amüsieren, zumindest auf dem 1. Vegan-Ball in Wien. - © VGÖ
Auch Grünzeug kann sich amüsieren, zumindest auf dem 1. Vegan-Ball in Wien. - © VGÖ

Preisangebote wie etwa "Zahl zwei nimm drei" und "Eins plus eins gratis" bestimmen jenes Ernährungsverhalten, das nicht den eigenen Bedürfnissen entspricht. Das Wissen über nicht artgerechte Massentierhaltung und über den Einsatz von Antibiotika und Pestiziden verhindern nicht, dass diese Lebensmittel trotzdem gekauft werden. "Das körperliche Wohlbefinden, das von einer ausgewogenen Ernährung abhängt, basiert auf Selbstverantwortung und nicht auf das Preisangebot der Händler", sagt Anda Dinhopl, Leiterin der Kräuterdrogerie im 8. Bezirk. Der immer mehr aufkommende Veganismus und die damit zum Teil verbundene Ernährungslehre des Ayurveda verdeutliche eine Rückbesinnung zum eigenen Wohlbefinden.

Nach Dinhopl ist eine vegane Welle in Wien zu erkennen. Die Drogistin bietet zusätzlich noch ein vegetarisches Mittagsmenü an. "Ich gehe gerne in die Kräuterdrogerie. Hier bin ich mir sicher, dass alles selbst gemacht und nichts weggeschmissen wird. Man wird überall bloß belogen. Ich will weg von all dem Misstrauen", erläutert eine Kundin. "Wir bestehen aus dem, was wir zu uns nehmen. Daher ist es sehr wichtig, auf die Apothekenqualität der Produkte zu achten. Herkömmliche biologische Produkte werden nur auf Rückstände von Pestiziden getestet. Unsere Kräuter werden zusätzlich noch auf Inhaltsstoffe getestet", erklärt Dinhopl.