Obendrein werden in der Kräuterdrogerie noch ayurvedische Kurse angeboten. Ayurvedisches Grundwissen bietet die Möglichkeit, aus einer Überzahl von Produkten eine gezielte Auswahl zu treffen. Ziel ist es die eigenen Bedürfnisse kennenzulernen, um einerseits das Wohlbefinden zu fördern und andererseits die Ernährung an dieses anzupassen. Die individuelle Ernährung sei erforderlich, um ein inneres Gleichgewicht zu halten. "Nicht der Preis soll das Ernährungsverhalten bestimmen, sondern die eigenen Bedürfnisse." In Wien herrsche die "Je günstiger desto besser"-Mentalität, von der ich unbedingt abrate", so Dinhopl.
Bereits Erwin Wagenhofer verdeutlichte in seiner Dokumentation "We feed the world", dass auch in Europa hergestellte Lebensmittel unter Einsatz von Pestiziden und Antibiotika produziert werden. Eine nicht artgerechte Massentierhaltung war ebenfalls zu beobachten. Lebensmittel, die auf biologischem Anbau und Freilandhaltung basieren, können realistisch gesehen, nicht um den günstigsten Preis erworben werden. Die Unsicherheit gegenüber Lebensmittelhersteller verschärft sich zusätzlich durch Essens-Skandale.
Erster Vegan-Supermarkt
Der Veganismus lehnt Tiere und auch tierische Produkte als Nahrungsmittel strikt ab. Derzeit leben 5 Prozent Vegetarier und 0,5 Prozent Veganer in Österreich. In Wien sind 7 Prozent der Einwohner Vegetarier. 10 Prozent davon sind Veganer. Laut "Vegane Gesellschaft Österreich" ist die Tendenz steigend. Nicht nur der Vegan-Ball soll die in Wien vorhandene vegane Welle verdeutlichen, sondern auch der erste Vegan-Supermarkt, der Ende April in der Stumpergasse im Bezirk Mariahilf eröffnet wird. Die aus Berlin stammende Kette "Veganz" wird nun auch in Wien rein pflanzliche Produkte anbieten, aufgrund der erhöhten Nachfrage, heißt es.
Wer Vegetarier oder Veganer wird, kommt um die ayurvedische Küche nicht herum. Sandra Hartmann, Ernährungsberaterin und Köchin, bietet in Wien Koch-Workshops an. "Die Menschen, die bei mir einen Kochkurs besuchen, möchten vor allem ihre Ernährungsgewohnheiten verbessern und viel über die Gewürze und dem Zusammenspiel der Ernährung und des Bewusstseins erfahren", sagt sie zur "Wiener Zeitung". Im Allgemeinen werden laut Hartmann die Menschen immer bewusster. "Die Menschen wollen immer mehr mit der Natur und nicht gegen die Natur leben." Und so kocht Hartmann zum Beispiel ayurvedische Gerichte wie ein einfaches Dal (Linsengericht) mit Gemüse und Reis, Bhaturas (frisches Fladenbrot) und Laddu (Kichererbsenkonfekt) oder Kitchari (Gemüse-Dal-Reis-Eintopf) mit einem Frucht-Chutney .
Kochen ist Meditation
Für die Ayurveda-Ernährungsberaterin ist Essen nicht einfach nur ein Akt der Nahrungsaufnahme. "Ein achtsamer Mensch, der seine Konstitution kennt, kann die Wirkung der Nahrung auf seinen Körper, Geist und seine Emotionen beobachten und intelligente Entscheidungen treffen. Wenn alle Krankheiten psychosomatisch sind, dann erkennen wir die Bedeutung der Nahrung." So hält es Hartmann wie der Dalai Lama: "Koche und liebe mit Deinem ganzen Herzen." Denn Kochen sei eine Meditation.