Wien. "Blut ist ein ganz besonderer Saft", hat Goethes Mephisto bereits erkannt. Bloß, was wenn der eigene Saft einmal nicht mehr reicht? Dann ist man angewiesen auf das Blut anderer, liegt hilflos auf einer Pritsche und hofft, dass der Beutel mit der roten Flüssigkeit auch tatsächlich jenes Lebenselixier ist, das man benötigt. In seltenen Fällen kann es nämlich mehr Fluch als Segen sein, wie im Fall jener Frau, die mit einer Magenblutung in ein Wiener Spital eingeliefert wurde. Durch eine infizierte Blutkonserve steckte sie sich an mit dem HI-Virus, das die Immunschwächekrankheit Aids auslöst - die "Wiener Zeitung" hat berichtet.
Gerüchten zufolge handelte es sich bei der Patientin um eine betagtere Dame. Bei guter Lebensqualität könne sie von einer normalen Lebenserwartung ausgehen, meinen Experten. Ein Einzelfall heißt es, immerhin der erste Fall nach 15 Jahren, heißt es aus dem Büro des Roten Kreuzes, das die infizierte Blutkonserve an das Wiener Spital lieferte. Der aktuelle Fall wirft Fragen auf, wie es um die heimische Blutversorgung steht. Wie sicher ist jenes Blut, das sich Jahr für Jahr Hunderte freiwillig abzapfen lassen?
Rote Blutkörperchen, das gefragteste Blutprodukt
Das Rote Kreuz ist Österreichs größter Blutanbieter, nur ein kleiner Teil wird in Blutbanken einzelner Krankenhäuser für den Eigenbedarf abgezapft - demnach ist das Rote Kreuz der größte Blutsauger des Landes. 2011 versorgte es die Österreicher und Österreicherinnen mit rund 415.000 Blutkonserven roter Blutkörperchen, dem meist nachgefragten "Blutprodukt."
Seine Beschaffung ist eine heikle Sache, wie der jüngste Fall wieder einmal bewiesen hat. Es ist eine langwierige Prozedur, in der potenzielle Spender den wahrscheinlich intimsten Fragebogen ihres Lebens ausfüllen müssen, gefolgt von einem ärztlichen Gespräch und der Blutabnahme, sofern es keine weiteren Bedenken gibt. Zehn Minuten hält der Spender dann der Krankenschwester den Arm hin und lässt sich um einen halben Liter erleichtern. Anschließend wird das Blut getestet. Mehr als 15 Tests werden durchgeführt. Innerhalb von 48 Stunden soll dann festgestellt werden, ob es sich um gutes oder böses Blut handelt. Hier kommt der sogenannten PCR (Polymerase Chain Reaction)-Tests zum Einsatz - ein Gentest, der nicht nur die Antikörper gegen einen Krankheitserreger feststellt, sondern bereits den Erreger selbst.