
Wien. Ab 5. Oktober 2013 wird die U-Bahnlinie U2 bis zur Endstation Seestadt fahren. Das gaben Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ), Donaustadt-Bezirksvorsteher Norbert Scheed (SPÖ) und Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer am Mittwoch bekannt.
Gleichzeitig werden neue Linienführungen von sechs Buslinien und der Straßenbahnlinie 26 umgesetzt. Die Stadt reagiert mit dem Ausbau des Verkehrsnetzes auf den derzeitigen Bauboom in Wiens flächenmäßig größtem Bezirk. 40.000 Bewohner sollen von dichteren Intervallen, kürzeren Reisezeiten ins Zentrum und längeren Betriebszeiten profitieren.
Für viele Donaustädter steht der 5. Oktober aber auch als Symbol für die derzeitige Transformation des bisher eher ländlich geprägten Bezirks, hin zu einem immer urbaner werdenden Raum. "Für mich ist die U2 wie ein Verbote für die Veränderungen, die auf uns zukommen werden", sagt eine Donaustädterin. "Überall wird gebaut. Das geht mir alles ein bisschen zu schnell." Ein anderer zeigt sich pessimistisch: "Wer weiß, wen uns die U-Bahn aller bringen wird? Die Gartentüre werde ich in Zukunft nicht mehr offen lassen."
Öffis als Entwicklungs-Motor

Norbert Scheed ist sich der Skepsis der Bevölkerung bewusst, ist aber überzeugt, dass die Mehrheit der Bewohner die Veränderungen begrüßen würde. Für ihn steht fest: "Ein Politiker kann es nicht allen recht machen, er muss das Richtige machen." Er bekenne sich zur Urbanisierung. Der Ausbau des Öffi-Netzes soll auch als Motor für die künftigen Entwicklungen im Bezirk dienen.
Die U-Bahn wird ab Oktober von der jetzigen Endstelle Aspernstraße über die Stationen Hausfeldstraße und Aspern bis zur neuen Endstation Seestadt Aspern geführt. In den ersten Jahren wird aufgrund der noch dünnen Besiedelung des Stadtteils nur jeder zweite Zug von der Aspernstraße bis in die Seestadt fahren. Weiters soll die Verlängerung anfangs nur drei statt der vorgesehenen vier Stationen enthalten. Die zwischen Aspernstraße und Hausfeldsiedlung liegende Station An den alten Schanzen wird bis Oktober lediglich als Rohbau für eine spätere Inbetriebnahme vorbereitet. Für die Strecke Seestadt-Schottenring wird man rund 20 Minuten brauchen.
Neben der U2 wird ab 5. Oktober auch die Straßenbahnlinie 26 neue Stationen anfahren. Die Strecke führt dann von Floridsdorf über den Kagraner Platz bis zur U-Bahn Station Hausfeldstraße. Zusätzlich erweitern sechs neue Buslinien das Netz, 14 weitere wurden adaptiert. Die Kosten für die 4,2 Kilometer lange U2-Verlängerung und den neuen Linienführungen betragen 430 Millionen Euro.
Bim statt Auto
"Wir wollen, dass die Öffis das Verkehrsmittel Nummer eins in der Donaustadt werden", gibt Renate Brauner die Richtung vor. Dass ein Ausbau des Verkehrsnetzes aber nicht nur Bürger dazu bewegt, ihr Auto stehen zu lassen, sondern auch neue Autofahrer anzieht, spüren Anrainer bereits bei der derzeitigen Strecke der U2: "Finden sie mal in der Nähe der U-Bahn einen Parkplatz. Lauter Autos mit Kennzeichen aus Niederösterreich und dem Burgenland. Da kann man sich nur gratulieren", so ein Betroffener aus Stadlau.
"Die Kritik der Leute ist richtig, der Weg dorthin aber nicht falsch", entgegnet Norbert Scheed. Im Jahr 2018 soll eine Park-and-Ride-Anlage gemeinsam mit der Nordost-Umfahrung eröffnet werden. Die Pendler sollten dann spätestens in der Seestadt Aspern auf ein öffentliches Verkehrsmittel umsteigen können, idealerweise aber schon in Niederösterreich, sagt Scheed. Das Parkpickerl sei im Übrigen derzeit kein Thema. Es gäbe durch die Kleinteiligkeit des Bezirks auch keine Struktur für diese Maßnahme.
Bis Freitag gewährt eine im Donaustädter Haus der Begegnung (Bernoullistraße 1) stattfindende Planungsausstellung, jeweils von 16 bis 19 Uhr, Einblick in die zukünftigen Öffi-Verbindungen.
Die U2 soll ab frühestens 2019 auch nach Favoriten zur Gudrunstraße verlängert werden. Angedacht ist die Linienführung über den Schwarzenbergplatz, den Rennweg, Eurogate St. Marx und das Arsenal.