Weatherpark-Gründer: die Meteorologen Matthias Ratheiser und Simon Tschannett. - © Stanislav Jenis
Weatherpark-Gründer: die Meteorologen Matthias Ratheiser und Simon Tschannett. - © Stanislav Jenis

Wien. Als Wiener ist man es gewohnt, dass der Wind oftmals durch die Gassen pfeift. Und tatsächlich: Der Anteil der Windflaute pro Jahr liegt in der Hauptstadt bei mageren zwei Prozent. Auch die mittlere Windgeschwindigkeit ist in Wien deutlich höher, als in anderen Großstädten. Problematisch wird es dann, wenn sich Hochhäuser dem Wind entgegenstellen. Der 100 Meter hohe Ares-Turm auf der Donauplatte verursachte so manche Schlagzeile, da er quer zur Windrichtung stehend den Wind nach unten drückt und am Boden Seitenwindböen erzeugt. Noch dazu bündelte sich der Abwind vor dem Haupteingang des Turms, sodass man große Mühe hatte, in das Gebäude hineinzukommen. "Man hat sich beim Bau nicht um den Wind gekümmert", analysiert Simon Tschannett, Meteorologe und Geschäftsführer von Weatherpark, ein Unternehmen für Stadtklimatologie und Windforschung.

Wind sei eine zweidimensionale Angelegenheit, setzt er fort. Gebäude, die über bebautem Stadtgebiet hinausragen, würden den Wind, der horizontal weht, in die Tiefe ablenken. Je höher, desto stärkere Windgeschwindigkeiten. Als Ergebnis gelangen diese hohen Geschwindigkeiten auf den Boden.

Im Nachhinein könnten nur noch kosmetische Maßnahmen getroffen werden, unterstreicht Tschannett, wichtig sei hingegen die präventive Arbeit. Diese Arbeit ist eine der Hauptaufgaben seiner Firma Weatherpark, die er im Jahr 2005 zusammen mit zwei weiteren Studienkollegen gegründet hat. "Wir können den Wind nicht abstellen, aber zumindest umlenken oder die Geschwindigkeit verringern." Man baut Hindernisse, die den Wind abheben lassen, oder setzt Pflanzen, in denen sich der Wind verfängt.

Im Mittelpunkt der Firma steht das Wohlfühlen. Menschen sollen sich gerne im Freien aufhalten. "Wir haben den Markt und ein Bewusstsein für dieses Produkt geschaffen", betont Mitbegründer Matthias Ratheiser, "das war aber sehr zäh am Anfang", da immer zuerst Straßen und Häuser gebaut wurden. Der Rest war dann der Freiraum. Das sei nicht der richtige Weg, sagt Ratheiser, auch Freiräume müssen geplant werden. Mittlerweile hat ein Umdenken stattgefunden, dennoch: Es gäbe zwar Mindestbreiten für Fahrbahnen, aber nicht für Gehsteige.

Donauplatte problematisch


Die Hochhäuser auf der Donauplatte sind ein bekanntes Beispiel dafür, dass kein Bewusstsein für die Windverhältnisse vorhanden war. Wenn man diese Verhältnisse von Anfang an berücksichtigt hätte, dann hätte man heute nicht das Problem der immer wieder auftretenden Sturmböen, erklärt Simon Tschannett. Dadurch leide auch die Attraktivität des dortigen Platzangebots. Wenn starker Wind weht, wird die Person nicht bleiben, sondern weitergehen. "Maßnahmen, die den Wind abmildern, sollte man auch nicht sehen, deshalb müssten wir von Anfang an beim Projekt dabei sein", ist sich Tschannett sicher.