
Wien. Somewhere over the rainbow..." - bei der Vienna Pride am Wiener Heldenplatz läuft zur Abwechslung mal alles andersrum. Auch die Uni Wien zieht dieses Jahr wieder mit. Zum fünfjährigen Jubiläum der Führungen zur lesbisch-schwulen Geschichte der Universität präsentiert das Qwien eine sorgfältig kuratierte Ausstellung mit Exponaten der Uni zum Regenbogenthema.
Pünktlich zum Sommerauftakt weht sie wieder. Das sonst so graue und ernste Renaissancegebäude am Wiener Schottentor ist um eine Flagge reicher. Gut steht sie ihr, die Regenbogenfahne mit ihren sechs knalligen Farben, die feierlich zum Auftakt der Vienna Pride von der Universität Wien gehisst wird. Dass sie jetzt die Fassade der Uni schmückt, liegt an der Regenbogenparade, die auch heuer wieder am 15. Juni mit rund 150.000 Teilnehmern am Wiener Ring entlang zieht. Begleitet von einem bunten Programm an Lesungen, Buchpräsentationen, Führungen und Vorträgen, läuft zumindest vom 11. bis zum 16. Juni in Wien mal alles andersrum - aber nicht verkehrt.
Vor Tausenden erschossen
Erst wenige Wochen ist es her, dass sich in der Pariser Notre Dame ein 78-Jähriger aus Protest gegen die Legalisierung der Homo-Ehe vor tausenden Besuchern erschoss. In Österreich musste bis 2009 auf die gesetzliche Gleichstellung von Homo-Partnerschaften gewartet werden. Und noch immer gilt die gleichgeschlechtlich orientierte Sexualität als Ausnahme - mit homosexuellen Paaren, die sich für Adoption oder Ehe interessieren, gehen Öffentlichkeit und Politik hart ins Gericht. Outings werden sorgfältig überlegt und gesellschaftlich erwähnenswert bleibt nach wie vor die "andere" Orientierung - der homo/bi/trans-Stempel als Abgrenzung zur normalen Sexualität.
Auf der anderen Seite findet die aktive LGBT-Szene (Lesbian-, gay-, bi- and transgender) zunehmenden Einzug in den Mainstream. Zumindest die wirtschaftliche Kaufkraft von Homosexuellen wird in einschlägigen Lokalen, Fitnessstudios und Veranstaltungen gewürdigt und zelebriert. Abseits der Lokalszene finden sich aber auch vor allem in Großstädten immer mehr Initiativen, die laut auf die Rolle der Homosexualität in Kultur, Politik und Geschichte hinweisen.
Denn auch wenn die Regenbogenfahne an der Uni Wien weht, findet das Thema in den historischen Führungen keinen Platz. "Anlass genug, um die Geschichte der Uni einmal gründlich auf das Thema der Homosexualität abzuklopfen", findet Andreas Brunner, Veranstalter der sogenannten Regenbogenführungen und Mitbegründer des Qwien - dem Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte. Zum fünfjährigen Jubiläum der bunten Führungen präsentiert er heuer zusätzlich eine sorgfältig kuratierte Ausstellung mit Exponaten aus den Tiefen der Wiener Unibestände. 14 Vitrinen erzählen von rund 150 Jahren homosexueller Geschichte der Universität Wien - und davon, "wie" über Homosexualität wissenschaftlich und öffentlich diskutiert wird und wurde.