Wien. Seit 24 Tagen ist er frei. Vorher saß der 22-Jährige zwei Jahre im Gefängnis. Ein halbes Jahr in der Justizanstalt St. Pölten, danach eineinhalb Jahre in der Justizanstalt Simmering. Am Anfang machte ihm das Leben als Häftling nichts aus. "Ich habe nie darüber nachgedacht, was ich gemacht habe", sagt er. Beim Auto fahren sei er etwa aufs Gas getreten, so "als wäre es nichts." Hinzu kamen seine Spiel- und Alkoholsucht und der Tod seines Bruders, der ihn zurückwarf. "In meinem Leben gab es gar keinen Sinn mehr", sagt der ehemalige Häftling. Innerhalb kürzester Zeit hat er 30 Kilo abgenommen. "Es war mir daher eher wurscht, dass ich im Gefängnis sitze."

Verurteilt wurde er wegen Finanzierungs- und Kreditbetrugs. "Ich hatte kein Geld und wollte meine Spielsucht finanzieren." Einige Zeit blieb er damit unbehelligt, bis er einem Freund helfen wollte. Dieser flüchtete aus der Justizanstalt Simmering und brauchte Geld. "Er ist mein Freund, also half ich ihm", so der 22-Jährige. Unter dem Vorwand zu einem "Typen" zu fahren, der dem Flüchtling Geld schulde, fuhren sie los. Als sich herausstellte, dass es diesen Typen gar nicht gebe und sein Freund durch Einbruch in ein fremdes Haus zu Geld kommen wollte, gab es kein Zurück mehr. Die beiden wurden von der Polizei auf frischer Tat ertappt. Schnell fand die Polizei heraus, dass er Finanzierungsbetrug betreibt.

Das Gefängnis hätte seinen Absturz gestoppt. Ein Cousin, der zu Besuch kam, sagte dem Häftling: "Es tut mir weh, dass du im Gefängnis sitzt, aber du hast wenigstens wieder Farbe im Gesicht." Nach eineinhalb Monaten in Haft wurde dem 22-Jährigen bewusst, dass er hier jetzt länger bleiben würde. Vor allem wenn andere die Haftzeit abgesessen haben und nach Hause gehen dürfen, werde einem klar, dass man für längere Zeit sehr eingeschränkt leben werde, sagt er. Seine Familienangehörigen durfte er anfangs nur eine halbe Stunde pro Woche über das Glastelefon empfangen. Das sei nicht lustig gewesen, erinnert er sich.

Raub und Körperverletzung

Dabei hatte der Mann mittlerweile Erfahrung mit dieser Situation. Es war nicht sein erster Gefängnisaufenthalt. Davor saß er bereits zweimal. Einmal 20 Monate wegen Raubes, dann 14 Monate wegen Körperverletzung. Die dritte Haft sei hoffentlich seine letzte gewesen, betont er. Von den drei Inhaftierungen war vor allem sein erster Gefängnisaufenthalt in der Justizanstalt Gerasdorf für männliche Jugendliche sehr anstrengend. Jeden Tag gab es eine Schlägerei. Die wollen schauen, ob man es drauf hätte. "Ich war jahrelang Thaiboxer und habe auch Turniere gewonnen. Nachdem sie gemerkt haben, dass sie sich mit mir besser nicht anlegen sollten, haben sie mich dann meistens in Ruhe gelassen." Bei den Schlägereien schaue man, dass sie inoffiziell bleiben. Werde man erwischt, bekomme man nämlich sechs Wochen bis drei Monate zusätzlich. Für die Zeit nach der Haft schloss er eine Ausbildung als Maler und Tapezierer ab. Um die Spielsucht loszuwerden, ging er zu einer Therapie. Dass er jederzeit rückfällig werden kann, weiß er: "Ich muss mich zusammenreißen. Es gibt mir aber Sicherheit, dass ich die Therapeutin jederzeit anrufen kann."