
Wien. Vor rund einem Jahr ist der erste Schritt der nicht unumstrittenen Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung erfolgt. Weitere neue Parkpickerl-Gebiete folgten Anfang 2013. Nun liegt die erste Evaluierung der Aktion vor. Laut Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) hat sich die Stellplatzsituation deutlich verbessert, die Auslastung der Abstellmöglichkeiten ist gesunken. Gleichzeitig waren die angrenzenden Nicht-Pickerlbezirke zum Teil zugeparkter denn je.
Monatelang hatte das Parkpickerl im Vorjahr für Aufregung gesorgt. Die Parkraumbewirtschaftung, die es in den inneren Bezirken bereits seit Jahren gibt, wurde auf den gesamten 15. Bezirk und große Bereiche des 12., 14., 16. und 17. Bezirks ausgedehnt. Die Untersuchung ein Jahr nach der Einführung belege, dass sich die Parksituation in den Erweiterungsgebieten verbessert habe, hieß es am Mittwoch.
Zuvor seien die Straßenräume in den dicht bebauten Teilen der Außenbezirke sehr stark verparkt gewesen - wobei der Auslastungsgrad durchschnittlich 83 Prozent, zum Teil aber sogar über 90 Prozent betragen habe. Hoch dabei der Pendleranteil: Ein Fünftel der abgestellten Autos hatte Nicht-Wiener-Kennzeichen.
Die Pickerl-Einführung hat laut Verkehrsressort die Nachfrage nach Stellplätzen im Straßenraum stark reduziert. Die Auslastung nahm in den bewirtschafteten Bezirken vormittags im Durchschnitt auf 60 Prozent ab. Deutlich etwa die Entwicklung im 12. Bezirk: Dort reduzierte sich die Auslastung am Vormittag von 91 auf 58 Prozent, im 15. Bezirk von 94 auf 68 Prozent.
Abends ist die Abnahme durch die Begrenzung der Parkraumbewirtschaftung auf 19 Uhr etwas weniger stark ausgeprägt, hieß es. Jedoch würden auch hier alle neuen Gebiete unter dem Schwellenwert von 85 Prozent liegen.
Die Parkraumbewirtschaftung habe für die Bewohner der Bezirke wesentliche Erleichterungen gebracht, versicherte Vassilakou. Es gebe weniger Verkehr, weniger Lärm, mehr freie Platzplätze und weniger Stress: "Auch der Parkplatzsuchverkehr hat abgenommen, da viel mehr freie Parkplätze verfügbar sind." Und es seien viele Pendler auf Bus oder Bahn umgestiegen, wie die Zählstellen auf der Westautobahn zeigen würden. Dort werden laut Rathaus inzwischen weniger Fahrzeuge registriert.
Insgesamt habe die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung die Zahl der Pkw-Fahrten um ungefähr 8000 pro Werktag reduziert. Das betreffe nicht nur Pendler, sondern auch den Einkaufs- und Erledigungsverkehr. Auch verkehrsbehindernde Falschparker gebe es nun weniger, wurde versichert. Die Einsparung von 300.000 Pkw-Kilometern pro Werktag verringere den Treibstoffverbrauch um 23.000 Liter. Schadstoffausstoß und Lärm hätten abgenommen. Der jährliche CO2-Ausstoß werde um 17.000 Tonnen verringert.
Vergleichsweise weniger freie Parkplätze gibt es hingegen in benachbarten Regionen: Im 10., 11. und im 18. Bezirk ist die Stellplatzauslastung auf demselben hohen Niveau wie bei der Vorher-Untersuchung. Im 13. Bezirk etwa ist die Auslastung (an Werktagen am Vormittag, Anm.) von 76 auf 84 Prozent angestiegen.
Der Stadtkasse brachte die Ausweitung ebenfalls Zuwächse: In Sachen Parkraumbewirtschaftung dürfte es heuer rund 40 Millionen Euro Mehreinnahmen geben, wie ein Sprecher von Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) erklärte. Allerdings: Die Ausweitung allein ist nicht für die Zusatzeinnahmen verantwortlich. Mit 1. März wurden nämlich auch die Tarife für das Kurzparken erhöht.
Appell zum Umdenken
Der Verkehrssprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch, zeigte sich jedenfalls über das Ergebnis der Evaluierung erfreut. "Das Parkpickerl ist eine Erfolgsgeschichte", versicherte er. Und er empfahl jenen Bezirken, die das Pickerl bisher ablehnen, ein Umdenken. Diese sollten etwa eine Einführung bei U-Bahn-Stationen überlegen, so Maresch.