
Wien. Der Pfarrgemeinderat hat es ohne eine einzige Gegenstimme beschlossen: Die Pfarrkirche St. Antonius in der Pouthongasse im 15. Bezirk wird (voraussichtlich 2015) an die rumänisch-orthodoxe Gemeinde in Wien übergeben. Damit nimmt die Strukturreform innerhalb der Erzdiözese Wien auch im Stadtdekanat 15 noch konkretere Formen an. Im benachbarten Dekanat 16 gibt es bereits eine Kirchenschenkung: Die Pfarrkirche Neulerchenfeld wird Anfang 2014 an die serbisch-orthodoxe Gemeinde verschenkt, die bisherige katholische Pfarrgemeinde wurde im September in die Pfarre Maria Namen eingegliedert (wie die "Wiener Zeitung" berichtete).
Die Pfarre St. Antonius wiederum geht 2015 mit vier weiteren Pfarren im Dekanat in einer neuen Großpfarre auf, die dann nach Hildegard Burjan benannt werden soll (den neuen Pfarrnamen muss Erzbischof Christoph Schönborn noch absegnen). Im Unterschied zu Neulerchenfeld erfolgt die Kirchenschenkung in der Pouthongasse reibungslos: Hat sich dort der frühere Pfarrmediator lange Zeit quergelegt, erfolgte der Beschluss durch den Pfarrgemeinderat hier einstimmig und aus ganz rationalen Überlegungen heraus: Während die katholische Pfarrgemeinde St. Antonius eher klein ist, platzt die vorhandene rumänisch-orthodoxe Pfarrkirche im 11. Bezirk aus allen Nähten.
Strukturelle Hilfe unter Geschwisterkirchen
Dass die Rumänen nun eine katholische Kirche bekommen, die sie in Zukunft verwalten werden, ist also eine Art strukturelle Hilfe unter Geschwisterkirchen. Und es bedeutet auch nicht etwa die Vertreibung der Katholiken aus St. Antonius. Es wird nämlich weiterhin katholische Messen dort geben. Im Seitentrakt wird eine Kapelle dafür gestaltet.
Für die neue Großpfarre Hildegard Burjan bedeutet die Kirchenübergabe, dass schon einmal eine potenzielle Hauptkirche wegfällt. Nach der Pfarrzusammenlegung wird es ja so sein, dass es zwar an (fast) allen bisherigen Standorten weiterhin eine Gemeinde gibt, der Pfarrer aber seinen Sitz an der Hauptkirche hat. Während der Prozess im Dekanat 15 erst begonnen hat, ist man in Favoriten schon viel weiter. Im dortigen Dekanat 10 werden aus 16 Einzelpfarren vier neue Großpfarren.
Eine Messe mit Pfarrer und mehrere Wortgottesdienste
Den Anfang macht im Mai 2015 die neue Pfarre Zum Göttlichen Wort im Norden. Hier wird die bisherige Pfarre St. Johann am Keplerplatz zur neuen Hauptkirche, dazu kommen die beiden Quasi-Nebenkirchen Zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit in der Alxingergasse und Zur Heiligen Familie am Puchsbaumplatz. In der Praxis bedeutet das wahrscheinlich, dass am Sonntag der Pfarrer in der Hauptkirche eine Eucharistiefeier (mit Wandlung) hält, während in den Nebenkirchen Laien oder Diakone Wortgottesdienste (ohne Wandlung) halten, wahrscheinlich mit anderen Beginnzeiten. Es ist also kaum wahrscheinlich, dass noch allzu viele weitere Kirchen abgegeben werden.
Dass die Strukturreform zum Teil große Unruhe ins Gemeindeleben der betroffenen Pfarren bringt, ist dem Wiener Erzbischof bewusst. Aus diesem Grund hat er für 2014 ein "Jahr des Betens" ausgerufen. Schönborns Intention ist, "die mit dem laufenden Reformprozess in der Erzdiözese gekoppelte Geschäftigkeit mit Zeiten der Kontemplation zu ergänzen". Es gehe aber nicht darum, noch mehr Aktivitäten ins kommende Jahr zu quetschen, sondern ganz im Gegenteil: "Nicht mehr, sondern eher weniger tun."
Es mangle nicht am Tun und Unternehmen, sondern "eher an Zeit zur Stille und zum Gebet, zu Sammlung und Innerlichkeit", meint der Erzbischof auf der Website www.einfachbeten.at, die eigens dafür eingerichtet wurde. Und zumindest in diesem Bereich möchte er 2014 für Ruhe im positiven Sinn sorgen: "Keine komplizierten Programme, nichts Zusätzliches zu tun, einfach Zeit und Raum fürs Beten."