
Wien. Eva-Christina Fischer ist nervös. In 15 Minuten soll die von ihr organisierte Demonstration gegen den geplanten Abriss des Hopf-Hauses beginnen. Noch haben sich an diesem Samstagnachmittag erst wenige Menschen vor der Donaufelder Straße Nummer 241 versammelt. Viel weist nicht mehr darauf hin, dass hier bis vergangenen Herbst Gäste bei Spareribs und Bier zusammengesessen sind. Im zerbrochenen Schaukasten vor dem Eingang steckt verlassen die letzte Speisekarte. Ein Mann entdeckt sie und hält sie wehmütig in die Kamera. So wie viele Anrainer hat auch er viel Zeit in dem beliebten Traditionsgasthaus verbracht. Und war ebenso wie andere überrascht, als dessen Betreiber im Vorjahr urplötzlich das Ende verkündeten. Behördliche Auflagen und hohe Investitionen hätten eine Weiterführung beziehungsweise eine Übergabe an einen neuen Betreiber unmöglich gemacht, richteten diese damals über Facebook aus.
Wer einen Blick durch die vergilbten Scheiben wagt, sieht leere Biergläser, aus denen nicht mehr getrunken werden soll. Als hätte die Mannschaft ihr "Schiff" über Nacht urplötzlich verlassen. Der Schriftzug, der noch unlängst über dem Eingang angebracht war, wurde inzwischen Buchstabe für Buchstabe abmontiert. Von der Fassade ragen zwei Köpfe aus Stein. Sie wachen über das Haus, das eines der markantesten Beispiele für den sogenannten "Baumeister-Jugendstil" nördlich der Donau ist. In Kürze soll das 1905 vom Architekten Franz Joseph Hopf erbaute Schmuckstück Geschichte sein. Dann, wenn im Auftrag der Immobiliengruppe Lehner & Trompeter Arbeiter mit Baggern anrücken und es dem Erdboden gleichmachen werden. Der an seiner Stelle geplante sechsstöckige Neubau ist bereits als Visualisierung im Internet zu sehen - und lässt Liebhaber des alten Ortsbildes erschaudern.
Bezirksvorsteher bei Demonstration dabei
Fischer will dabei nicht tatenlos zusehen. Ab 14 Uhr füllt sich der Gehsteig zusehends. Freiwillige Ordner sorgen dafür, dass niemand die Straße blockiert. Ein schwieriges Unterfangen, denn immer mehr Menschen versuchen, sich vor dem Hauseingang zu positionieren. "Ich bin früher regelmäßig hier vorbeigefahren, hab’ das Haus immer gemocht", sagt die junge Frau ins Mikrofon. Im Lokal sei sie selbst oft und gerne zu Gast gewesen.
"Mit dem Hopf-Haus stirbt ein Stück Donaustädter Kultur", ist auch Bezirksvorsteher Norbert Scheed überzeugt. Er habe versucht, die Investoren zum Umdenken zu bewegen, wenigstens die schöne Fassade zu erhalten. Diese allerdings würden sich ignorant über den Wunsch der Bevölkerung hinwegsetzen, erzählt er über "eines der unangenehmsten Gespräche in meiner Zeit als Bezirksvorsteher". An der Demonstration nehme er teil, um ein Zeichen zu setzen, auch wenn es keine rechtliche Handhabe gegen einen Abriss gibt. Das Haus befindet sich in Privateigentum, unter Denkmalschutz steht es nicht. Solange sich die neuen Investoren an die Vorgaben halten, könne die Politik, der Bezirk nichts mehr tun, so Scheed.