Wien. Ab 19. Mai können Autofahrer die Mariahilfer Straße an zwei Stellen - beide in Gürtelnähe gelegen - queren. Zur bereits bestehenden Querung Stumpergasse/Kaiserstraße wird noch eine zusätzliche von der Schottenfeldgasse in die Webgasse geöffnet. Zwei weitere Durchfahrtsmöglichkeiten im mittleren bzw. unteren Bereich der Wiener Shoppingmeile werden lediglich Lieferanten zur Verfügung stehen.
Das Querungskonzept wurde am Dienstag von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) und dem von ihr eingesetzten Expertentrio präsentiert. Dieses wurde installiert, nachdem sich die Bewohner von Mariahilf und Neubau bei der Anrainerbefragung im März unter anderem für Querungsmöglichkeiten über die Mariahilfer Straße ausgesprochen hatten.
Mit der nun vorliegenden Lösung wird es künftig je eine Durchfahrtsmöglichkeit vom 7. in den 6. bzw. vom 6. in den 7. Bezirk geben. Sie befinden sich allerdings beide in der äußeren Begegnungszone. Die Fachleute haben sich zwar auch Querungsoptionen für den Abschnitt nahe der Zweierlinie angeschaut, wie sie versicherten. Allerdings hätten alle Varianten "gravierende Nachteile" gehabt, wie Planungs- und Verkehrsexperte Werner Rosinak betonte. Autofahrer hätten aber schon vor der Verkehrsberuhigung - also vor Mitte August 2013 - die Einkaufsstraße im unteren Bereich kaum überquert.
Für den Lieferverkehr stehen neben den beiden allgemeinen Querungen allerdings sehr wohl noch zwei Durchfahrtsvarianten im mittleren bzw. unteren Straßenabschnitt zur Verfügung. Jene vom 7. in den 6. Bezirk führt über die Neubaugasse in die Amerlingstraße bzw. Schadekgasse - und somit durch die Fußgängerzone. Deshalb darf sie nur zu den Lieferzeiten (bis 13 Uhr) befahren werden. Von Mariahilf nach Neubau können Lieferanten die Route Capistrangasse - Mariahilfer Straße - Stiftgasse nutzen, und zwar ganztägig. Der 13A bleibt auf seiner jetzigen Strecke, bei den Mahü-Kreuzungspunkten werden allerdings abgestellte Ampeln wiederbelebt. Sie sollen aber nur dann kurzfristig aktiviert werden, wenn gerade ein Bus kommt.
Okay der Bezirke angekündigt
Wie bei so vielen (Verkehrs-)Angelegenheiten haben auch hier die betroffenen Bezirke das letzte Wort. Die Chefs von Mariahilf und Neubau haben heute jedoch bereits ihre Zustimmung zu den Plänen angekündigt. Sie sprachen unisono von einem guten Kompromiss. Über Einzelheiten wollen sie allerdings noch reden. Hinterfragt werden etwa einzelne nochmalige Einbahnanpassungen in den Seitengassen, die der Expertenvorschlag ebenfalls vorsieht. Sie sollen dazu führen, dass einzelne Stau-Hot-Spots entschärft werden.
Opposition und Wirtschaftstreibende vermissen weitere Querungen
Gar nicht glücklich zeigten sich Handels- und Wirtschaftsvertreter sowie die Rathaus-Opposition. Hauptkritikpunkt war der Verzicht auf eine Kfz-Querung im unteren Mahü-Abschnitt. Die Straße bleibe hier ein "unüberwindbarer Grenzwall", klagte Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank. Der Chef des Handelsverbands, Stephan Mayer-Heinisch, sah nicht zuletzt deshalb drohende Umsatzeinbußen und eine damit verbundene Absiedelung von Betrieben.
Wiens ÖVP-Chef Manfred Juraczka ärgerte sich über die "Verhöhnung der Bürger", die sich für "Querungen (Plural!)" ausgesprochen hätten. Das Resümee der FPÖ lautete: "Rot-Grün dumm wie Bohnenstroh." Das Konzept sei eine "verkehrs- und wirtschaftspolitische Bankrotterklärung der Stadtregierung".