Wenn die Lehrer die Schüler nicht mehr individuell fördern können, führe das in den schlimmsten Fällen zum Schulabbruch und in weiterer Folge zur Arbeitslosigkeit - womöglich auch längerfristig, so der Lehrer für kaufmännische Fächer, Hans Karner. "Es ist äußerst schwierig", seufzt Direktorin Helga Wallner, die selbst Deutsch und Mathematik unterrichtet. "Wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Unsere Schülerinnen und Schüler verfügen über eine Sprachenschatzkiste, das wollen wir weiterhin pflegen."

Mona Azz spricht beispielsweise fließend Arabisch und konnte das ihren Mitschülern vor kurzem auch näherbringen: Bei der "Ver-Rückten Schule" am Weltbildungstag tauschten Schüler und Lehrer die Rollen, die Jugendlichen konnten sich mit ihren eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten einbringen. Mandarin wurde da unterrichtet oder Selbstverteidigung. Solche Extras bringen neben Spaß vor allem auch Selbstbewusstsein, an dem es vielen Schülern mangelt.

Direktorin Helga Wallner unterstreicht: "Die Schüler müssen ihre Talente erst einmal kennenlernen und ihre Potenziale erspüren. Dann sehen sie: Ich bin etwas wert." Und Mona Azz sagt: "Wir lernen hier viele Hard Skills, aber eben auch Soft Skills. Unsere Schule fördert das und wir sind stolz darauf." Ihr Mitschüler Petar Ljubic sagt: "Ich freue mich besonders auf den Freigegenstand Politik und Wirtschaft, weil mich das sehr interessiert. Wir wollen zum Beispiel das Parlament besuchen. Es gibt schon viele Anmeldungen." Doch ob sich der Kurs finanzieren lässt, ist noch offen.

Es ist eine verkehrte Welt. "Statt zu überlegen, wo etwas fehlt und wo wir uns verbessern können, müssen wir schauen, wo wir etwas wegnehmen", sagt Karl Pleyl und sein Kollege Peter Preisinger stimmt ihm zu: "Wir haben so viele Ideen. Zum Beispiel träumen wir seit Jahren davon, einen Chor gründen zu können. Das hätte doch auch politische Bedeutung." Er ist der Meinung, dass das Lehrerbild in der Öffentlichkeit nicht stimmt. Seine Kollegen und er opfern oft ihre Freizeit, um mit ihren Schülern etwas unternehmen zu können. Abends gemeinsam ins Theater zu gehen, sei für ihn selbstverständlich - und unbezahlt. Der Schüler Petar Ljubi meint dazu: "Die Lehrer hier haben ein offenes Ohr. So entstehen Bindungen, die halten. Ich denke mir oft: Der will mir helfen, ich will ihn nicht enttäuschen."