Das Fluc am Praterstern (2. Bild von oben: das alte Fluc) ist nach wie vor einer der wichtigsten Clubs in Wien. - © Standen, Wagner (2), Berlinger
Das Fluc am Praterstern (2. Bild von oben: das alte Fluc) ist nach wie vor einer der wichtigsten Clubs in Wien. - © Standen, Wagner (2), Berlinger

Wien. Zu welcher Zeit der 2. Bezirk hip geworden ist, weiß heute niemand mehr so genau. Müsste man sich festlegen, würden die meisten wahrscheinlich auf vor zirka zehn Jahren tippen. Es könnte aber auch schon länger her sein, dass die Leopoldstadt von einem Glasscherbenviertel zu einem Bezirk wurde, der heute - in Anlehnung an das New Yorker Szeneviertel - mitunter Soho genannt wird. Müsste man diese Entwicklung an einem Ort festmachen, dann käme man am Szenetempel Fluc wohl nicht vorbei. An jenen Club am Praterstern, der mit der Eröffnung vor 12 Jahren das Licht im Bezirk anmachte, und der als Leuchtturm für jene fungierte, die mehr als nur die Nacht durchtanzen wollten. Der Aufarbeitung des "Phänomens Fluc" widmet sich nun das vor kurzem im Falter Verlag erschienene Buch "Fluc - Tanz die Utopie!".

Es war im Sommer 2001, als die Absolventen der Universität für Angewandte Kunst, Martin Wagner, Martin Moser und Joachim Bock, als Künstlergruppe "dy’na:mo" das leerstehende, 85 Quadratmeter große Geschäftslokal am Bahnhof Praterstern mieteten, um darin aufzutreten. Das Lokal, vormals ein Plattenladen namens Carola, sei damals wie das ganze Bahnhofsgebäude ein verwahrlost und vergessener Ort gewesen, erinnert sich Wagner in seinem Essay, der im Buch nachzulesen ist.

Ein Bahnhof kurz vor
dem Abriss


An diesem "Unterschlupf eines abgehalfterten Bahnhofs aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, der kurz vor seinem Abriss quasi sich selbst überlassen war, fand die Künstlergruppe Gefallen und man beschloss, seine Zelte dort aufzuschlagen. Das Fluc, Abkürzung für fluctuated rooms, war geboren. Am 1. Mai 2002 erfolgte die Eröffnung als täglich betriebener Projektraum zwischen elektronischer Musik und Bildender Kunst. Das Mobiliar wurde großteils aus Bierkisten zusammengezimmert.

Am ersten Abend kamen bereits so viele Besucher, dass die Veranstalter die Band "Die große Freiheit Nr. 7" in der Auslage spielen ließen. Das Publikum stand im Freien und blickte durch die Schaufenster. Im Lokal wäre für die Zuschauer kein Platz gewesen. Da am 1. Mai, wie gewöhnlich, eine Menge Menschen vom Praterstern in Richtung Prater strömten, fiel die Ansammlung vor dem Fluc nicht weiter auf und konnte somit von den Behörden unbemerkt vonstatten gehen.

Die Überquerung des Donaukanals


Der neue Club sprach sich schnell herum. Das Fluc wurde bald zum angesagtesten Ort in Wien. Und Nachtschwärmer, die in den damaligen angesagten Studentenbezirken vier bis neun wohnten, entdeckten vom Praterstern aus die Leopoldstadt. Lokale im 2. Bezirk, wie das Shabu oder das Café Sperlhof, in die vorher nur Anrainer gingen, waren auf einmal auch für Menschen von außerhalb der Mazzesinsel interessant. Zuvor war der Donaukanal mit dem Außenposten Flex unterhalb des Ringturms eine schier unüberwindbare Grenze.