
Wien. Verdrängtes Wissen: Alle 80 Sekunden haucht irgendwo auf der Welt ein junger Erwachsener seine letzten Atemzüge in einem Autowrack aus. Rund 1,2 Millionen Menschen sterben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr im Autoverkehr. Hierzulande verletzen sich 8000 junge Menschen bei Verkehrsunfällen, 50 davon kommen zu Tode. Dass Autofahren in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen die Todesursache Nummer 1 ist, weiß man. Allein, es schmälert - wie jetzt eine Studie der Allianz-Versicherung zeigen will - offenbar nicht die positiven Gefühle, die junge Erwachsene dem Automobil entgegenbringen. Schlechte Aussichten also für die Mobilitätswende?
"Auch wenn es strukturelle Veränderungen gibt, der Pkw steht nach wie vor im Mittelpunkt", erklärte Jörg Kubitzki, Verkehrssicherheitsforscher im Allianz Zentrum für Technik, gestern, Dienstag, bei der Präsentation der Mobilitäts-Studie in Wien: "Für junge Menschen ist es das Verkehrsmittel der Wahl und von großer emotionaler Bedeutung."
Fast alle haben einen Führerschein
Ausgangspunkt der Online-Studie mit 500 Befragten (110 davon in Wien) war der Umstand, dass junge Erwachsene einen überproportionalen Anteil von Verkehrsunfällen verursachen. 18- bis 24-Jährige sind tendenziell öfter alkoholisiert, häufiger in der Nacht unterwegs. Sie brausen öfter nur so zum Spaß durch die Gegend, und sie fahren schneller und riskanter: Junge Autofahrer, vor allem die männlichen, bringen damit sich und andere in Gefahr. (Und verursachen überproportional hohe Kosten für die Versicherungsunternehmen).
"Wer etwas für die Verkehrssicherheit unternehmen will, muss sich deshalb die jungen Autolenker anschauen", folgert Kubitzki.
Derzeit besitzen 90 Prozent der 18- bis 24-Jährigen einen Pkw-Führerschein, lediglich vier Prozent wollen laut Online-Umfrage keine Lenkberechtigung erwerben. 47 Prozent der jungen Erwachsenen haben ein eigenes Auto. Wie die Studie zeigt, bedeutet das Auto für viele junge Menschen vor allem eines: Freiheit (91 Prozent), gefolgt von Freude (83 Prozent). An dritter Stelle folgt "finanzielle Belastung" (67 Prozent). Als "Umweltsünde" sehen es immerhin 49 Prozent der Befragten, mit "Gefahr" verbinden es 30 Prozent. "Das Auto ist aus der Gedankenwelt des Jugendlichen nicht mehr wegzudenken", erklärt Kurt Benesch, Geschäftsführer des Allianz Kundenservice: "Im ländlichen Bereich überlegen fast 100 Prozent der Befragten die Anschaffung."